CDU-Politiker sind laut Medienberichten zunehmend irritiert wegen des Streits über die Flüchtlingspolitik.
Der CDU ist im Streit mit der rebellischen bayerischen Schwesternpartei CSU offenbar der Kragen geplatzt: Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und sein Vorgänger Roland Koch schlagen eine CDU-Ausdehnung nach Bayern vor, wenn die Schwesterpartei CSU im Flüchtlingsstreit nicht einlenken sollte. Wenn die Attacken aus München weitergingen, müsse man in München nach einer Immobilie Ausschau halten, sagte CDU-Vizechef Bouffier nach Informationen des deutschen Magazins "Focus" im CDU-Präsidium.
Ein Teilnehmer der Sitzung bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters diese Aussage vom Montag. Der "Focus" berichtete zudem, dass auch Koch, der als Symbolfigur der Konservativen in der CDU gilt, an eine Ausdehnung seiner Partei nach Bayern denke. "Wenn beide Seiten nicht bald zu einer Abkühlung kommen, dann wird CDU-Generalsekretär Tauber irgendwann in München Räumlichkeiten anmieten müssen", soll Koch im Vorstand der hessischen CDU am vergangenen Freitag nach Teilnehmerangaben gesagt haben. Auch der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz hatte diese gefordert.
Am Montag hatte CDU-Chefin Angela Merkel Fehler in der Flüchtlingskrise eingeräumt und war auch verbal von ihrem umstrittenen Satz "Wir schaffen das" abgerückt. Dies wird als Zugehen auf die CSU gewertet. Im CDU-Bundespräsidium begrüßte die Parteiführung diese neue Linie. Zugleich wurde aber das Vorgehen der CSU mit ihrer monatelangen Kritik an der Kanzlerin kritisiert. In der CDU wird seit Tagen darauf verwiesen, dass die CSU selbst gespalten sei und keineswegs geschlossen hinter Parteichef Horst Seehofer stehe.
Die Spitzen von CDU und CSU treffen sich heute Nachmittag in Berlin, um unter anderem über einen Kompromiss in der Debatte über Obergrenzen bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu beraten.