Ökostrom-Subventionen kosten einen Haushalt 120 Euro pro Jahr

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Der Anteil des geförderten Grünstroms beträgt 15,9 Prozent - Tendenz steigend. Die staatlichen Subventionen zahlen auch Private.

Der Ökostrom ist in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden. Zuletzt, im Jahr 2015, betrug der Anteil des geförderten Grünstroms 15,9 Prozent. Die staatlichen Subventionen zahlen auch Private - mittlerweile 120 Euro im Jahr pro Haushalt, Tendenz steigend. "Die Ökostromförderung läuft an sich gut, aber es hat seinen Preis", sagte E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer am Donnerstag. Einen großen Änderungsbedarf beim Förderregime, wie einerseits von den Erneuerbaren-Vertretern und andererseits von der Arbeiterkammer gefordert, sehen die Stromregulatoren aber nicht. Wobei die Entscheidung letztendlich bei den politischen Entscheidungsträgern liege.

"Eine Verteilungsfrage"

"Je mehr man ausbaut, desto eher werden Kosten generiert", so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch bei der Präsentation des Ökostromberichts am Donnerstag. "Am Ende ist das eine energiepolitische und eine Verteilungsfrage."

Für die IG Windkraft zum Beispiel sei es legitim, einen weiteren Ausbau zu fordern. Genau das tat die Interessensvertretung der Windradbetreiber prompt: "Unserer Kritik ist, dass nur die Kosten im Vordergrund stehen und nicht die Vorteile beleuchtet werden", sagte IG-Windkraft-Sprecher Martin Jaksch-Fliegenschnee zur APA. Er kritisiert auch, dass im Ökostrombericht der E-Control so stark betont werde, dass das im Ökostromgesetz festgelegte Ausbauziel 2015 in Summe deutlich übertroffen wurde. "Das war klar, dass die Vorgaben überschossen werden, denn man hat einfach die Ziele aus dem alten Ökostromgesetz übernommen."

Starker Windkraftausbau

Dem Bericht zufolge sind von 2010 bis 2015 2.379 Megawatt installierte Leistung staatlich geförderter Ökostromanlagen hinzugekommen. Die gesetzliche Vorgabe lag bei nur 1.650 MW. Zurückzuführen ist das laut Eigenbauer vor allem auf den starken Windkraftausbau, wo die Zielerfüllung mehr als doppelt so hoch war. Übererfüllt wurde auch das Ausbauziel bei der Kleinwasserkraft. Photovoltaik, feste Biomasse und Biogas liegen derzeit darunter. Die E-Control geht jedoch davon aus, dass das Ausbauziel für 2020 von in Summe 4.400 MW erreicht wird. "Man muss sich überlegen, wie die nächsten Ziele bis 2030 heißen", so Eigenbauer bei einer Pressekonferenz.

In eine ganz andere Richtung geht die Kritik der Arbeiterkammer. Sie fordert eine grundlegende Reform der Ökostromförderung, "die nicht Einzelinteressen dient, sondern einen ebenso ambitionierten wie effizienten Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung zum Ziel hat". Um die Mittel bestmöglich einzusetzen, sei eine Konzentration auf rohstoffunabhängige Technologien wie Wind, Wasser und Sonne ebenso notwendig wie eine Kostenprüfung, so AK-Expertin Maria Kubitschek in einer Aussendung.

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AK gegen hohe Subventionen für Biosgas

Erneut sprach sich die Kammer gegen die hohen Subventionen für Biomasse- und Biogasanlagen aus. "Biogaserzeuger erhalten im Durchschnitt fast 180 Euro pro Megawattstunde, Biomasseerzeuger 130 Euro - während der am Markt verkaufte Strom rund 29 Euro je Megawattstunde wert ist. Dass diese rohstoffabhängigen Anlagen jemals kostendeckend sein werden, ist nicht zu erwarten."

Tatsächlich sind die unterschiedlichen Erneuerbaren-Technologien ganz unterschiedlich weit von der Marktreife entfernt: Geförderte Kleinwasserkraft bekommt derzeit eine Durchschnittsvergütung von 4,9 Cent je Kilowattstunde, Biogas 17,6 Cent/kWh und Photovoltaik 25,03 Cent/kWh.

Technologieunabhängig zu fördern, also allen Erneuerbaren-Betreibern den gleichen Einspeisetarif zu zahlen, wäre aus Sicht der E-Control aber viel zu früh. "Mit einem einzigen Marktpreis würden Sie heute zu viele Technologien ausschließen", sage Eigenbauer. Jede Technologie habe ihre Vorteile, bei Photovoltaik zum Beispiel sei es die dezentrale Erzeugung des Stroms - er wird gleich dort verbraucht, wo er erzeugt wird.

Allerdings sollte man bei jenen Technologien, die vom Marktpreis noch sehr weit entfernt sind, eher auf Forschung setzen, so Eigenbauer. Welche das sind? "Alle Technologien, die keinen Brennstoff brauchen, nähern sich dem Marktpreis." Vor 15 Jahren hätte niemand geglaubt, dass sich Windkraft so rasant entwickeln würde wie sie das getan hat, meint der Regulator. Bei Biogasanlagen hingegen, so Eigenbauer, wäre "Ausrollen der falsche Schritt".

Stärker nach der Nachfrage richten

Generell sollte man dafür sorgen, dass die Ökostromerzeugung stärker an den tatsächlichen Verbrauch gebracht wird, fordert Urbantschitsch. Ökostromerzeuger sollten sich stärker nach der Nachfrage richten. Dadurch würden letztendlich auch die Kosten für die Ausgleichsenergie, die es etwa braucht, wenn zu wenig Wind weht und "Schattenkraftwerke" hochgefahren werden müssen, gesenkt. Der notwendige Netzausbau - dank Windrädern und Photovoltaikanlagen sind Stromleitungen heute keine "Einbahnstraßen" mehr - funktioniere übrigens in Österreich gut.

Zu den Ökostromkosten der privaten Haushalte verwiesen die Stromregulatoren am Donnerstag erneut auf die Befreiung für Menschen, die auch von der GIS-Gebühr befreit sind. Sie müssen nur 24 Euro an Ökostromzuschlag im Jahr zahlen, die anderen Haushalte derzeit 120 Euro. Die deutsche Ökostrom-Umlage liegt übrigens derzeit bei 250 Euro und dürfte 2017 weiter steigen. Grund dafür ist, wie auch in Österreich, der stark gefallene Großhandelspreis für Strom. Dadurch wird die Differenz zum garantierten Abnahmepreis größer, also die Subventionen höher.

Auch die E-Wirtschaft äußerte sich am Donnerstag zum Ökostrombericht. Mit Blick auf die 2017 erwartete Novelle des Ökostromgesetz forderte der Branchenverband Oesterreichs Energie eine "marktwirtschaftliche Ausgestaltung der Förderung" sowie eine verstärkte Marktintegration der erneuerbaren Energien.

(APA)

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