Echte Gaming-Computer, von Hand geschraubt in Österreich

Damian Izdebski
Damian Izdebski (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Damian Izdebski kehrt zu seinen Wurzeln zurück – und will mit Hochleistungsrechnern die Herzen der Spieler erobern.

Wien.„Was wäre die Option gewesen?“, fragt Damian Izdebski. Es ist zwei Jahre her, dass er mit seiner Firma DiTech Insolvenz anmelden musste. Aber einmal Unternehmer, immer Unternehmer, sagt Izdebski. Nach dem DiTech-Schock war er ein paar Monate in Kalifornien, im Silicon Valley. „Diese Zeit war extrem prägend, nach der Insolvenz ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Weder beruflich noch privat“, erzählt er. Es gab Jobangebote in Kalifornien. Eines hat er angenommen. Aber nur vorübergehend: „Ich bin einfach kein geborener Angestellter.“

Also kam Izdebski zurück nach Wien und zurück zu seinen Wurzeln. Seit etwas mehr als einem Jahr schraubt er mit rund 30 Mitarbeitern im 20. Bezirk wieder an Elektronikgeräten. Zuerst hat er sich kaputter Smartphones angenommen. Dann kamen auch PCs dazu. Wie in alten Zeiten. „Bei DiTech haben wir mehr als 100.000 Computer zusammengestellt. Da ist einiges an Erfahrung da“, sagt Izdebski. Einige der heutigen Mitarbeiter waren schon damals dabei.

Die neue Firma heißt Techbold. Neben den Smartphones und Tablets stattet sie auch KMU mit IT-Infrastruktur aus. Und seit gestern kommt noch ein neues Produkt dazu. Unter der Marke Bold verkauft Izdebski ab sofort Computer, die direkt auf die Bedürfnisse von Gamern abgestimmt sind. Man mag es noch immer nicht glauben, aber Computerspiele sind heute eine Megaindustrie. Insgesamt haben Zocker im vergangenen Jahr nicht weniger als 99,6 Mrd. Dollar in ihr Hobby investiert – weltweit wohlgemerkt. Rund 24 Mrd. davon entfallen direkt auf den PC-Markt.

Während der Computersektor generell schrumpft, ist der Markt für High-End-Geräte weiter am Wachsen. Nach einigen Jahren als Verfolger haben die klassischen Computer auch die Spielkonsolen leistungsmäßig hinter sich gelassen. Und Leistung ist alles, was für echte Gamer zählt. Immerhin ist auch der Profisektor, der sogenannte E-Sport, am Boomen. „In diesem Bereich kommt man mit Standardmaschinen nicht weiter. Da entscheidet die Flüssigkeit des Spieles über Sieg und Niederlage“, sagt Izdebski.

Maximale Framerate

Für seine Bold-Maschinen hat er sich etwas einfallen lassen. Sein Team testet die wichtigsten und anspruchsvollsten Spiele auf den Geräten – und garantiert den Käufern eine bestimmte Framerate. Diese Bildwiederholungsrate ist für Gamer extrem wichtig, weil sie Vor- und Nachteile verschaffen kann. „Andere Hersteller verkaufen ihre Geräte nur über die Hardware-Spezifikationen. Aber wir wollen ein Gesamtpaket bieten.“

Das muss man sich allerdings auch leisten wollen. Die speziellen Gaming-PCs fangen bei 1700 Euro an und gehen bis jenseits der 5000-Euro-Grenze. Dafür bekommt man auch drei Jahre Garantie. Und ein Gaming-Monster, handmade in Austria.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2016)

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