Niki Fellner: "Es muss nicht in ›ZiB 2‹-Qualität sein"

(c) Clemens Fabry
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Nach zehn Jahren "Österreich" machen die Fellners ab Montag auch Fernsehen: Niki Fellner im Interview über oe24.TV, sein Desinteresse an ATV, das Erbe von Wolfgang Fellner - und über Facebook, das für ihn besser kontrolliert gehört.

Sie machen ab 26. 9. auch Fernsehen. Das ist teuer. Ist das nicht ein Risiko?

Niki Fellner: Wir planen einen klassischen linearen TV-Sender, der über Satellit, Kabel und Antenne empfangbar ist – und einen Online-Stream. Bewegtbild ist extrem gefragt, das erwarten die User. Und wir haben im Gespräch mit Werbekunden und Agenturen gemerkt, dass Bewegtbild auch die Werbeform ist, die sich online am besten vermarkten lässt. Unser Sender kostet einen Bruchteil dessen, womit andere Privatsender gestartet sind – weniger als ein Zehntel. Wir sehen oe24.TV bewusst als sehr schlanken, onlinegetriebenen Sender und verwenden eine Technik, mit der man von überall mit einem Handy oder einer Kamera live streamen kann. Unser Anspruch ist, möglichst schnell mit Bewegtbild on Air zu sein, das muss nicht in gestochener „ZiB2“-Qualität sein.

24 Stunden Programm ist viel – woher kommen die Inhalte?

Wir setzen auf User Generated Content und mobilen Journalismus. Wir nützen das Handy, um schnelle Filmsequenzen zu machen. Wir zeigen von sieben bis 20 Uhr Nachrichten-Content, am Nachmittag planen wir eine Social-Media-Show, die auf ein junges Publikum abzielt. Im Hauptabend wird es Themenschwerpunkte geben und Talks, in der Nacht gibt es Wiederholungen. Das Internationale beziehen wir von CNN.

Wie viele Leute arbeiten mit?

Alles zusammen knapp unter 50, davon hat die Redaktion knapp 30 Leute. Moderiert wird – nach US-Vorbild – von Moderatorenduos aus einem Mann und einer Frau: Dazu gehören u. a. Ferry Ptacek, er kommt von Kronehit und Puls 4, Nadine Friedrich von W24, Matthias Berger von Sky Sport – das ist sehr breit gefächert. Wir haben in unseren Newsroom ein Studio integriert – leicht erhöht mit einer Glasfront –, von dem aus wir auf Sendung gehen können.

Ihr Geschäft ist derzeit das Digitale. Werden Sie irgendwann das Printgeschäft von Ihrem Vater Wolfgang Fellner übernehmen?

Derzeit ist er noch sehr aktiv. Aber es ist besprochen, dass ich und meine Schwester Jenny die Gesamtverantwortung für das Medienhaus übernehmen.

Derzeit steht ATV zum Verkauf: Interesse?

Nein. Nach dem, was Herr Kloiber über die zweistelligen Millionenverluste von ATV gesagt hat, ist unser Interesse enden wollend.

Oe24 ist auch sehr aktiv auf Facebook. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Wir bekommen online bereits mehr Klicks über Facebook als über Google. Und Facebook ist ein toller Kanal, um mit den Usern zu interagieren.

Und die User agieren – oft auch untergriffig.

Die weltpolitische Lage – Flüchtlinge, Türkei-Krise etc. – verstärkt das: Es fallen die Grenzen, die Leute sind teils sehr aggressiv, oft beleidigend. Manche posten sogar strafrechtlich Relevantes. Es braucht strengere Gesetze und muss sich in den Köpfen verankern, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist.

Warum werden Sie nicht selbst aktiv?

Wir versuchen das so gut es geht zu kommentieren, zu löschen bzw. User zu blockieren. Aber auf Facebook sind einem die Hände gebunden. Die müssen ihre Policy überdenken: Dass ein Bild von einer Frau im Bikini blockiert wird, aber übelste Beleidigungen nicht, das steht in keiner Relation.

Apropos rüder Ton: Was sagen Sie zu Wortgefechten wie unlängst zwischen Ihrem Vater und „Kurier“-Chef Helmut Brandstätter?

Ich will mich raushalten. Dass es Animositäten gibt, ist in Österreich so. Wer mich kennt, weiß, ich bin ein anderer Typ. Ich habe mit niemandem ein Problem. Und im Endeffekt gilt: If you can't stand the heat – get out of the kitchen.

Ist es ein Fluch oder ein Segen, der Sohn von Wolfgang Fellner zu sein?

Es hat mehr Vor- als Nachteile. Es wäre vermessen, wenn ich mich beschweren würde. Ich habe Chancen, die andere nicht hatten. Und ich lerne sehr viel von meinem Vater.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2016)

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