Russland zieht nach: Verzicht auf Raketen in Kaliningrad

Iskander-Raketen.
Iskander-Raketen.(c) EPA (RIA NOVOSTI)
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Nach dem offiziellen Aus für das US-Raketenschild in Osteuropa: Russland wird jetzt doch keine Iskander-Raketen in seiner Exklave Kaliningrad stationieren. Die Nato will eine bessere Zusammenarbeit mit Russland.

Nach dem Verzicht der USA auf den umstrittenen Raketenschild in Osteuropa reagiert nun auch Russland: Offenbar wurde nun endgültig der Plan zur Stationierung von Iskander-Raketen in seiner Exklave Kaliningrad aufgegeben. Das wurde am Freitag aus Militärkreisen bekannt, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete.

Moskau hatte mit der Stationierung gedroht, sollte Washington an seinen Plänen zum Bau eines Raketenabwehrsystems in Polen und Tschechien festhalten.

Nato will bessere Zusammenarbeit mit Russland

Die Nato will nun mit Russland bei der Raketenabwehr enger zusammenarbeiten. Russland und die Nato sollten zunächst gemeinsam die Sicherheitslage untersuchen, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Freitag in Brüssel. "Wir sollten das Potenzial dafür überprüfen, die Raketenabwehrsysteme der USA, Nato und Russlands zu gegebener Zeit miteinander zu verbinden." Die NATO arbeitete mit Russland bereits an Verteidigungskonzepten gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen.

Putin erwartet besseres Verhältnis zu USA

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin sieht im Stopp des umstrittenen US-Raketenschildes in Osteuropa ein Zeichen für ein substanziell besseres Verhältnis mit den USA. Der Schritt von US-Präsident Barack Obama vom Donnerstag sei "richtig und mutig", sagte Putin am Freitag auf einem Investorenforum in Sotschi. Nun gebe es Hoffnung, dass Washington auch alle Handelsbeschränkungen gegen Russland aufhebe. Man erwarte überdies, dass die USA nun Grünes Licht für die Mitgliedschaft Russlands, Weißrusslands und Kasachstans in der Welthandelsorganisation (WTO) geben werden.

Auch Russlands Präsident Dmitri Medwedew hatte den Schritt der USA am Donnerstag begrüßt. Er sprach von einer "verantwortungsvollen Entscheidung", die "gute Voraussetzungen" für eine US-russische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raketenabwehr schaffe.

US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstag in Washington den Verzicht auf das Abwehrsystem bekannt gegeben. Stattdessen werde man ein neues, mobiles und "smartes" System gegen iranische Kurz-und Mittelstreckenraketen entwicklen.

Er wolle nun ein technisch erprobtes und effektives System einsetzen, mit dem besser auf die vom Iran ausgehenden Bedrohungen reagiert werden könne. Obama bekräftigte zugleich, dass die USA eng an der Seite Polens und Tschechiens stünden.

(Ag./Red.)

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