UN-Sonderbotschafter Staffan de Mistura schildert die Situation in der belagerten Stadt und die fatale Wirkung der Fassbomben.
In bewegenden Worten beschrieb Staffan de Mistura, der UN-Sondergesandte für Syrien, die Lage in dem von ständigen Luftangriffen heimgesuchten Ostteil der Stadt Aleppo. "Wir haben Berichte, Videos und Bilder von gemeldeten Brandbombeneinsätzen gesehen, die so gewaltige Feuerbälle erzeugen, dass sie die pechschwarze Dunkelheit in Ost-Aleppo erleuchten, als ob es Tag wäre." Er gab seinen Bericht vor dem UN-Sicherheitsrat in New York ab.
Die genaue Zahl der meist nächtlichen Luftangriffe könne man nicht ermitteln, schreibt er. "Wir hörten die Worte "nie da gewesen", sowohl bei der Anzahl als auch dem Umfang und Typ der Bombenangriffe." Von bunkerbrechenden Bomben sei die Rede, es gebe Bilder von Erdkratern, die viel größer als bei früheren Bombenangriffen seien. "Zivilisten überall in der Stadt müssen sich fragen, wo auf Erden sie in dieser gequälten Stadt noch sicher sein können."
Wie Sarajewo oder Guernica
Auch Francois Delattre, der französische UN-Botschafter,griff zu starken Worten und Vergleichen. "In vielerlei Hinsicht ist Aleppo für Syrien das, was Sarajevo für Bosnien war, oder was Guernica für den Spanischen Bürgerkrieg war. Dieses Symbol der Zivilisation ist Gegenstand einer Belagerung im Stil des Mittelalters. Meine Damen und Herren, was für ein Rückschritt, und ganz ehrlich, was für eine Schande", empörte sich Delattre.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beklagte die jüngsten schweren Angriffe auf Aleppo als "absoluten Tiefpunkt". Die "Intensität und Rücksichtslosigkeit" der Attacken seien vergleichbar mit den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs, sagte Unicef-Sprecher Rudi Tarneden. Dem Hilfswerk zufolge sind in dem von Rebellen gehaltenen Ostteil von Aleppo derzeit rund 100.000 Kinder in akuter Gefahr.
Eine von Russland und den USA vermittelte Waffenruhe war vor einer Woche nach nur wenigen Tagen zerbrochen - seitdem flammten die Kämpfe besonders in Aleppo wieder mit brutaler Gewalt auf. Die von Russland unterstützte syrische Armee will die Kontrolle über die gesamte Stadt zurückerobern. Der Osten Aleppos wird von den Aufständischen kontrolliert, der Westteil der Stadt von den Regierungstruppen.
(APA/DPA)