Drei Prozent plus gefordert

METALLER-HERBSTLOHNRUNDE: WIMMER/KNIL
METALLER-HERBSTLOHNRUNDE: WIMMER/KNIL(c) APA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Die Gewerkschaft will eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um drei Prozent. Für die Arbeitgeber „unvorstellbar“.

Wien. Beim Handschlag sehen sich Christian Knill und Rainer Wimmer freundlich in die Augen. Die Gesprächsbasis ist da – sie haben Übung: Knill, Obmann des Arbeitgeberverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie, und Wimmer, Chef der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, sind nicht zum ersten Mal die Protagonisten in der Herbstlohnrunde der „Metaller“. Sie kennen die Gepflogenheiten, wissen um die Bedeutung der Inszenierung im jährlichen Schauspiel Lohnrunde.

Und so sparten sie auch am gestrigen Montag nicht mit großen Worten. Da legte die Gewerkschaft erstmals ihre Forderung auf den Tisch: Sie will für die rund 180.000 Beschäftigten in der Metallindustrie eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um drei Prozent. Das gilt für die kollektivvertraglichen Mindest- und Ist-Löhne und Gehälter (also auch jene mit einer Überzahlung). Die niedrigen Lohn- und Gehaltsgruppen sollen noch etwas mehr bekommen. „Die wirtschaftliche Situation ist sehr solide, die Produktivität in der Sachgütererzeugung steigt und die Unternehmen konnten die Gewinne erhöhen“, so die Chefverhandler Rainer Wimmer und sein Gegenüber in der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Rudi Wagner.

Auf der Arbeitgeberseite sieht man das naturgemäß ganz anders. Arbeitgebervertreter Knill hatte bereits im Vorfeld klar gemacht, dass er keinen Raum für große Sprünge sieht, und einen „moderaten und fairen KV-Abschluss“ gefordert. Am Montag bekräftigte er seinen Standpunkt: Die Auftragseingänge in der Branche seien zu Jahresbeginn zurückgegangen, die Produktivität habe nur schwach zugelegt. Die von der Gewerkschaft geforderten drei Prozent seien unvorstellbar.

Mehr Urlaub statt mehr Geld

Wie immer gehen die beiden Seiten von denselben Voraussetzungen aus – ziehen daraus aber unterschiedliche Schlüsse. Arbeitgeber- und -nehmervertreter rechnen für heuer mit einer Inflationsrate von 0,8 Prozent. Die Gewerkschaft verweist zudem auf die relativ guten wirtschaftlichen Aussichten. Tatsächlich wächst die Wirtschaft heuer voraussichtlich stärker als in den vergangenen Jahren: Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) rechnet mit 1,7 Prozent, das Institut für Höhere Studien (IHS) mit 1,5 Prozent plus.

Die Arbeitgeber reden lieber über die Gegebenheiten in den einzelnen Branchen: Die Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie, mit 125.000 Beschäftigten der größte Fachverband der „Metaller“, befinde sich seit Jahren in einer Stagnation, so deren Vertreter Knill. Dazu kämen das Russland-Embargo und der Brexit.

Am Ende wird man sich wohl wieder in der Mitte treffen. Auch wenn die Unternehmer betonen, dass ihnen noch die hohen Abschlüsse der vergangenen Jahre im Magen liegen.

Auch in der heurigen Lohnrunde geht es aber nicht nur um Zahlen. Die Gewerkschaft fordert etwa eine Freizeitoption: Arbeitnehmer sollen anstelle einer Lohnerhöhung Anspruch auf zusätzliche Freizeit erwerben können. Auch Jubiläumsgelder sollen in Freizeit umgewandelt werden können. Weiters fordert die Arbeitnehmerseite, dass die Fahrtkosten ins Internat für Lehrlinge vollständig von den Betrieben übernommen werden sowie einen Rechtsanspruch und Kündigungsschutz für den Papamonat.

Dauerthema Arbeitszeit

Im Juni hatten sich die Verhandler auf ein Modell zur Arbeitszeitflexibilisierung geeinigt: auf Zeitkonten, die sich über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren (in Krisen) erstrecken können. Doch die Arbeitszeitflexibilisierung bleibt ein Dauerthema. Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl forderte vorige Woche etwa die Ausdehnung der Tageshöchstarbeitszeit – auch zum Nutzen der Beschäftigten, die sich so leichter lange Wochenenden ansparen könnten.

„Das ist ein uralter Hut“, sagte dazu am Montag Erich Foglar, Chef des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB). Es gebe bereits Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit. „Man muss es nur machen“, so Foglar im Klub der Wirtschaftspublizisten. Für die Lohnrunde geht Foglar davon aus, „dass es einen Abschluss geben wird, den beide Partner tragen können“. (bin/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

"Unvorstellbar": Metaller fordern drei Prozent mehr Lohn

Die Herbstlohnrunde hat mit der Forderungsübergabe der Gewerkschaft begonnen. Sie will eine Lohnerhöhung weit über der Inflation.
Themenbild
Österreich

Vom Lohnplus bleibt kaum etwas

Obwohl die Löhne stets stärker steigen als die Inflation, können sich die Österreicher kaum mehr leisten. Schuld ist die kalte Progression. Die Volkswirtschaft verliert gleichzeitig Wettbewerbsfähigkeit.
METALLER - WARNSTREIKS IN 200 BETRIEBEN
Österreich

Ade Benya-Formel: Die alten Regeln greifen nicht mehr

Während die Gewerkschaft Inflation und Produktivität weiter als Verhandlungsbasis annimmt, fordern die Arbeitgeber ein Umdenken.
80 Prozent der heimischen Metaller-Produktion geht ins Ausland.
Österreich

Metaller: "Sind seit Jahren in einer Stagnation"

Wenige Tage vor Beginn der Lohnrunde bringen sich die Arbeitgeber in Stellung und verlangen angesichts der Probleme in wichtigen Exportmärkten einen moderaten Abschluss.
Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl.
Österreich

Die schöne neue Welt des Arbeitens

Wirtschaftskammer-Chef Leitl will flexiblere Arbeitszeiten. Das wünschen sich auch die Arbeitnehmer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.