Sechs Wochen und drei TV-Debatten sind es bis zum Tag X. Die Wahlschlacht entscheidet sich in Ohio, Virginia, Florida.
Wien/Washington. Die heiße Phase des Wahlkampfs nahm mit dem ersten TV-Duell endgültig Fahrt auf. Sechs Wochen sind es noch bis zum Wahltag am 8. November, und es geht nun Schlag auf Schlag. Bereits nächste Woche folgt der Schlagabtausch der Vizepräsidentschaftskandidaten in Virginia, der Wahlheimat des Clinton-Vize Tim Kaine. Der populäre Ex-Gouverneur und Senator hat somit einen leichten Heimvorteil gegenüber Mike Pence, dem Gouverneur von Indiana.
Der Diskussion kommt indes weit weniger Bedeutung zu als der zweiten Präsidentschaftsdebatte wenige Tage später, am 9. Oktober. Für Trump wird es dabei darum gehen, sich nicht nur keine Blöße gegenüber der deklarierten Favoritin zu geben, sondern sie auch in die Enge zu treiben. Vor vier Jahren hat Barack Obama das erste Duell gegen Mitt Romney, seinen Herausforderer, verloren, um im zweiten Aufeinandertreffen die Scharte auszuwetzen. Die dritte TV-Runde in Las Vegas spielt wohl keine große Rolle mehr.
Das Rennen wird sich auf einige, wenige Swing States konzentrieren, die die Wahl entscheiden werden. In Ohio und Pennsylvania im „Rostgürtel“ im Nordosten der USA, wo die weiße Arbeiterschicht stark verankert ist, stehen die Chancen für Trump derzeit günstig. Auch in Florida, wo er im exklusiven Palm Beach ein Luxusdomizil besitzt, schlägt sich der Milliardär überraschend gut, obwohl die Latino-Minderheit eher zu Clinton tendiert. Besonders umkämpft sind auch Virginia und North Carolina – zwei traditionell republikanische Bundesstaaten, die Barack Obama zuletzt blau eingefärbt hat.
Die schlagkräftige Wahlkampforganisation, die Infrastruktur und nicht zuletzt die Finanzen sprechen indes eindeutig für Hillary Clinton. Donald Trump muss zudem nicht nur bei Minoritäten wie Latinos oder Afroamerikaner zulegen, sondern vor allem bei gebildeten weißen Frauen. Im Finale wird Barack Obama bei Kundgebungen seine Regenbogenkoalition für seine Ex-Außenministerin mobilisieren, und auch Michelle Obama, Bill Clinton und Vizepräsident Joe Biden werden sich für Hillary Clinton in die Bresche werfen. Donald Trump kann derweil nur sich selbst aufbieten, daneben noch Wahlhelfer wie Chris Christie oder Rudy Giuliani. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)