Parkplatz-Streit: Protest gegen Schönbrunn-Vorplatz

NEUGESTALTUNG DES VORPLATZES VOR SCHLOSS SCH�NBRUNN
NEUGESTALTUNG DES VORPLATZES VOR SCHLOSS SCH�NBRUNN(c) APA/ZOOM VISUAL PROJECT GMBH
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Stadtplaner, Architekten und ehemalige Stadtpolitiker fordern eine Überarbeitung des geplanten Bus- und Pkw-Parkplatzes bei Wiens größter Touristenattraktion.

Der Gegenentwurf der Kritiker sieht weniger Parkplätze und mehr Grünraum vor.
Der Gegenentwurf der Kritiker sieht weniger Parkplätze und mehr Grünraum vor.(C) Domany/ Raith

Wien. Je näher der Baubeginn rückt, umso größer wird die Zahl der Gegner. Und umso prominenter ihre Namen. Tatsächlich scheint die Neugestaltung des sogenannten Vorfelds vor dem Schloss Schönbrunn in der Fachwelt auf wenig Gegenliebe zu stoßen: Architekten und Stadt- und Landschaftsplaner wie Erich Raith, Marina Döring-Williams von der TU Wien oder Lilli Licka (Boku) haben sich mit Ex-Stadtpolitikern – Bernhard Görg (ÖVP), Hannes Swoboda (SPÖ) – zusammengetan, um gegen die Neugestaltung des Vorfelds Protest einzulegen.Was den rund 20 prominenten Kritikern nicht gefällt? Nun, eigentlich fast alles an den Plänen der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB), die für das Vorfeld – es handelt sich um den bisher wenig attraktiven Bereich zwischen Wienzeile und Schönbrunner Schlossstraße rund um den Ausgang der U4-Station – einen großen Bus- und Pkw-Parkplatz vorsehen. Weiters ist ein Servicecenter (plus WCs) geplant, mehr als 300 Bäume sollen gepflanzt, breitere Fußwege von der U-Bahn zum Schloss errichtet werden. Experten sehen darin eine vergebene Chance, ja mehr noch, „eine Fehlinterpretation dieses Ortes: Das Vorfeld ist Teil des Systems Schönbrunn“, sagt Architekt Erich Raith, Vorstand des Instituts für Städtebau und Raumplanung an der TU Wien. Das Vorfeld „sei durch eine Fehlnutzung in der Vergangenheit verloren gegangen“, aber dennoch Teil des Weltkulturerbe-Ensembles und müsse daher, so Raith, „raffiniert“ inszeniert werden. Und nicht zu einem „Großparkplatz wie bei einer Autobahnraststätte“ werden.

Für Marina Döring–Williams vom Institut für Baugeschichte und Bauforschung (TU Wien) ist es „höchst befremdlich, dass der Vorplatz so leichten Herzens hergegeben wird“. Die Pläne seien ein No-Go. Die Experten fordern – mit der Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) – „eine Nachdenkpause“, in der die Gestaltung überdacht werden müsse. Gemeinsam haben die Kritiker einen Brief an den – für das Schloss zuständigen – Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner formuliert, der Brief ging auch an Bürgermeister Michael Häupl und die grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou. Allesamt blieben, so Raith, eine Antwort schuldig. (Auch auf „Presse“-Anfrage verweist Vassilakous Büro auf die SKB.)

Mehr Grün, weniger Busse

Die Kritiker haben am Dienstag auch ihre Gegenvorschläge präsentiert: Konkret wollen sie die Zahl der Busparkplätze auf 30 verringern und im Osten des Areals (wo derzeit schon geparkt wird) ansiedeln. Insgesamt würden dann  dort je nach Auslastung durch Pkw bis zu 57 Großraumbusse Platz finden.

Damit bliebe westlich des U4-Ausgangs Richtung Schlosseingang viel Platz für Grünraum, der Blick auf das Schloss wäre frei (sieht man von den rund 40.000 Autos ab, die pro Tag auf der Schlossstraße vorbeirasen). Bruno Domany, früher Leiter der MA22 (Stadt- und Umweltplanung), schlägt – wie schon der Stadtplaner Manfred Wehdorn im Juni – vor, den Busparkplatz um 1,5 Meter tiefer anzulegen, womit die unschönen Touristenbusse weniger sichtbar wären.

Die SKB will trotz der prominenten Gegenstimmen an den Plänen festhalten, wie Geschäftsführer Franz Sattlecker sagt. Man habe bereits auf Kritik reagiert und die Pläne nach einem runden Tisch mit Architekten, Bezirk und Stadt überarbeitet: Die Zahl der Busparkplätze sei von 72 auf 52 reduziert worden, „daran halten wir jetzt schon fest“, so Sattlecker. Weniger sei nicht möglich, „zu Spitzenzeiten kommen 40 bis 60 Busse gleichzeitig an“. Dass der Vorfeld-Parkplatz über Nacht auch von anderen Touristenbussen, die die Stadt Wien nicht im Zentrum haben will, genutzt würde – ein weiterer Kritikpunkt –, sieht Sattlecker entspannt. „Das geht absolut in Ordnung. Nachts brauchen wir die Parkplätze nicht für unsere Besucher.“

Eine Verlegung der Busparkplätze nach Osten, wie von Raith vorgeschlagen, sei nicht machbar. Bustouristen seien generell ältere Damen und Herren, denen man einen langen Fußweg zum Schloss nicht zumuten könne. Zudem seien alle Pläne mit der Stadt, dem Bundesdenkmalamt und der Unesco akkordiert. Sattlecker geht davon aus, dass der Gemeinderat im Herbst die Flächenwidmung wie geplant beschließen wird. Der zuständige Ausschuss hat bereits grünes Licht gegeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)

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