Tausende Polen protestieren gegen Abtreibungsverbot

Proteste in Polen
Proteste in Polen REUTERS
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Eine Abtreibung soll nur noch erlaubt sein, wenn das Leben der Mutter bedroht ist. Das Komitee "Rettet die Frauen" rief zum Protest auf.

Tausende schwarzgekleidete Polen haben am Samstag vor dem Parlament in Warschau gegen einen Gesetzesentwurf zum vollständigen Verbot von Abtreibung demonstriert. "Stoppt die Fanatiker an der Macht", stand auf Plakaten der Demonstranten, die auch schwarze Fahnen schwenkten. "Wir brauchen Behandlung durch Ärzte, nicht durch den Vatikan" und "Wir wollen Ärzte, nicht Polizisten", hieß es auf anderen Plakaten. Aufgerufen zu den Protesten hatte das Komitee "Rettet die Frauen".

Auf Initiative des Bürgerkomitees "Stoppt Abtreibung" war vergangene Woche im Parlament ein Gesetzesentwurf für ein praktisch vollständiges Verbot von Abtreibung eingebracht worden. Schwangerschaftsabbrüche sollen künftig nur noch erlaubt sein, wenn das Leben der Schwangeren unmittelbar bedroht ist. Im Parlament, das von der regierenden nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) beherrscht wird, steht eine große Mehrheit hinter der Initiative.

Es drohen bis zu fünf Jahre Haft

"Ich bin wirklich wütend auf diese Anzugträger, die über das Leben von Menschen bestimmen wollen, die sich in einer unerträglichen Lage befinden", sagte die Lehrerin Anna Blumsztajn bei der Demonstration in Warschau der Nachrichtenagentur AFP. Das Komitee "Rettet die Frauen" hat angekündigt, demnächst Unterschriften für eine europäische Gesetzesinitiative zu sammeln, die das Recht auf Abtreibung, sexuelle Aufklärung und Verhütungsmittel verankern soll.

Schon jetzt ist das polnische Abtreibungsrecht so scharf wie fast nirgendwo sonst in Europa. Erlaubt ist Abtreibung nur bei Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren, Hinweise auf eine schwere unheilbare Erkrankung des Fötus oder bei Vergewaltigung oder Inzest. Die neue Gesetzesinitiative sieht vor, dass sowohl die ausführenden Ärzte wie die betroffenen Frauen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden können.

(APA/AFP)

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