Die "New York Times" veröffentlichte eine Steuererklärung des US-Präsidentschaftskandidaten für das Jahr 1995.
Wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl am 8. November bringt ein Zeitungsbericht den Republikaner-Kandidaten Donald Trump in Verlegenheit. In der Sonntagsausgabe der "New York Times" heißt es, Trump könnte 18 Jahre lang auf legalem Weg Steuerzahlungen vermieden haben.
In seiner Steuererklärung für das Jahr 1995 habe er Verluste in Höhe von 916 Millionen Dollar (rund 814 Millionen Euro) geltend gemacht. Obwohl niemand wisse, wie viel Trump in den Jahren darauf verdiente, hätte diese Summe demnach ausgereicht, um 18 Jahre lang jährlich 50 Millionen Dollar zu versteuerndes Einkommen abzuziehen.
Die "New York Times" war nach eigenen Angaben über eine anonyme Quelle an die Steuererklärung des Immobilienmilliardärs gekommen. Demnach sind die Verluste von 1995 vor allem auf Trumps finanzielles Fiasko mit Casinos in der Ostküstenstadt Atlantic City und weiteren Debakel im Hotel- und Fluggeschäft zurückzuführen. Das Thema ist für den Republikaner besonders heikel, da er sich entgegen der jahrzehntelangen Gepflogenheiten für US-Präsidentschaftskandidaten bis heute weigert, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen.
Trump: Nur ich kann Steuergesetze verbessern
Trump reagierte zunächst nicht persönlich auf den Bericht der "New York Times". Sein Wahlkampfteam erklärte lediglich, Trump sei ein "hochqualifizierter Geschäftsmann", der "nicht mehr Steuern zahlt als gesetzlich vorgeschrieben". Der "New York Times" warf das Team in der Erklärung vor, der "verlängerte Arm der Clinton-Kampagne, der Demokratischen Partei und ihrer weltweiten Interessengruppen" zu sein.
Bei einer Wahlveranstaltung in Manheim im US-Bundesstaat Pennsylvania, zu der Trump nach Bekanntwerden des Berichts am Samstagabend mit eineinhalbstündiger Verspätung erschien, wirkte er nervös und fahrig, wie die "Washington Post" berichtete. Am Sonntag schrieb Trump dann im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Ich kenne unsere komplizierten Steuergesetze besser als jeder andere Präsidentschaftskandidat, und ich bin der einzige, der sie verbessern kann."
Zugleich verwies Trump darauf, dass er "zehntausende Arbeitsplätze" geschaffen habe. Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen seiner Konkurrentin Hillary Clinton von der Demokratischen Partei beschränkten sich dagegen auf einige Stellen bei der Bundespolizei FBI und beim Justizministerium.
Giuliani: Trump ist ein "Genie"
Trumps Unterstützer eilten dem Kandidaten zu Hilfe. Der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, nannte Trump im Fernsehsender ABC einen "Genie". Die Steuererklärung sei eine "vollkommen legale Anwendung der Steuerordnung", und es wäre "idiotisch gewesen, sie nicht auszunutzen." Chris Christie, der Gouverneur des Bundesstaats New Jersey und Mitglied von Trumps Wahlkampfteam, erklärte, der Kandidat sei "der einzige Mensch, der sich für eine Änderung des Steuersystems zu seinen Ungunsten" einsetze.
Den Demokraten kommen die Enthüllungen über Trumps Steuergebaren unterdessen wie gerufen. Der Sprecher von Clintons Wahlkampfteam, Brian Fallon, twitterte, es werde jetzt deutlich, was für ein "lausiger Geschäftsmann" Trump sei und wie lange er möglicherweise keinerlei Steuern bezahlt habe.
Clinton stellt neuen Spendenrekord auf
Trumps Widersacherin Clinton stellte unterdessen einen neuen persönlichen Monatsrekord beim Einsammeln von Wahlkampfspenden auf. Die Spenden summierten sich demnach im September auf insgesamt 154 Millionen Dollar. Bereits im August hatte die Kandidatin eine Rekordsumme von 143 Millionen Dollar an Spenden gesammelt.
In einem auch auf Spanisch veröffentlichten Leitartikel der "New York Times" hieß es inzwischen, die Latinos sollten massiv zur Wahl gehen und ihre Stimme für Clinton abgeben. Dadurch könne verhindert werden, dass Trump ins Weiße Hause einziehe. Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder mit Äußerungen zu Mexiko für Schlagzeilen gesorgt. So schmähte er mexikanische Einwanderer pauschal als "Drogendealer" und "Vergewaltiger" und kündigte für den Fall seines Wahlsiegs den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko an - wofür nach seinen Plänen Mexiko zahlen soll.
(APA/AFP)