Deutschland verteidigt seine Bank

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Industrie und Politik in Deutschland stellen sich hinter Die Deutsche Bank. Die CSU warnt gar vor einem Handelskrieg mit den USA. Staatshilfen bleiben jedoch ausgeschlossen.

Zuerst Volkswagen – und jetzt auch noch die Deutsche Bank. Der CSU-Abgeordnete und ehemalige Minister Peter Ramsauer glaubt nicht an einen Zufall. „Was wir derzeit erleben, hat wirtschaftskriegsähnliche Züge“, sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Deutschen Bundestag der Zeitung „Welt am Sonntag“.

In den USA gebe es eine lange Tradition, jeden Anlass für handelskriegsähnliche Scharmützel zu nutzen, wenn das der eigenen Wirtschaft nutze. Die Schadenersatzforderung Washingtons gegenüber der Deutschen Bank sei erpresserisch, meinte Ramsauer. Der bayrische Abgeordnete war nicht der einzige deutsche Politiker, der sich am Wochenende hinter das gebeutelte Geldinstitut stellte. Auch der Europaabgeordnete Markus Ferber, ein Parteikollege Ramsauers, sieht in der Strafe für die Deutsche Bank eine Retourkutsche Washingtons. So würden schon lange Konflikte zwischen den USA und Europa schwelen, weil die EU die fragwürdigen Steuerdeals großer US-Konzerne im Auge habe und ihrerseits Entschädigungen im Milliardenbereich fordere – etwa von Apple.

Die Worte der Politiker reflektieren jene des Deutsche-Bank–Chefs John Cryan, der hinter den Problemen seiner Bank gewisse „Mächte“ vermutet, die sein Geldhaus schwächen wollen. Am Freitag gab es Meldungen, denen zufolge eine Reihe von Hedgefonds an der Wallstreet Gelder aus der Bank abgezogen hätten. Das schickte die Aktie auf Talfahrt.

Am Freitag Abend erholten sie sich dann wieder ein Stück weit. Französische Medien hatten berichtet, dass sich die Bank mit den US-Behörden auf eine relativ günstige Strafzahlung von 5,4 Mrd. Dollar geeinigt hätte. Ursprünglich war von einer Strafe von bis zu 14 Mrd. Dollar die Rede. Eine Bestätigung dazu gab es am Sonntag weder von US-Justizministerium noch von der Bank. Die US-Regierung wirft der Deutschen Bank vor, den US-Immobilienmarkt im Vorfeld der Finanzkrise mit Derivaten künstlich aufgeblasen zu haben. Die „Frankfurter Allgemeine“ berichtete am Sonntag, dass Vertreter der Bank in den kommenden Tagen nach Amerika reisen werden, um eine Einigung zu erzielen.

Unterstützung von Daimler und BASF

Die zwischenzeitliche Erholung am Freitag war freilich nur eine Momentaufnahme: Die Aktien der Deutschen Bank haben heuer bereits 49 Prozent ihres Werts verloren. Die Bank war gemeinsam mit anderen Großbanken in den vergangenen Jahren in eine ganze Reihe von Manipulationsskandalen verwickelt. Die US-Behörden haben die Bank auch wegen möglicher Verstöße gegen die Russland-Sanktionen im Auge.

Und in Italien wird inzwischen ebenfalls ermittelt. Dort sollen sechs frühere Manager angeklagt werden, ebenfalls wegen mutmaßlicher Trickserein mit Derivaten.
Eine Reihe führender Manager deutscher Konzerne stellten sich am Sonntag demonstrativ hinter das Geldhaus. „Die deutsche Industrie braucht eine Deutsche Bank, die uns in die Welt hinaus begleitet“, sagte der Aufsichtsratschef von BASF Jürgen Hambrecht.

Auch die Chefs von Daimler, RWE und Münchener Rück signalisierten Unterstützung. Aber in einem sind sich alle Beobachter einig: Eine Unterstützung der Bank durch den Staat kann ausgeschlossen werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich in der Vergangenheit immer vehement gegen staatliche Bankenhilfen ausgesprochen.

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