Onomatopoesie aus der Nase

(c) EPA (Peter J. Jordan)
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Gerade auf Reisen stürzen scheinbare Selbstverständlichkeiten gern in sich zusammen.

Dass zum Beispiel der Laut des Niesens nicht in aller Welt dem entspricht, was wir hierzulande als Grundkonstante menschlicher Kommunikation verstehen. „Hatschi“ wird etwa in der islamischen Welt vordergründig als eine Person verstanden, die bereits den „Hadsch“ – die Pilgerreise nach Mekka – hinter sich hat. An Erkältung, Heuschnupfen und Co. denkt da niemand. Und auch anderswo krähen nicht nur die Hähne anders („cocoroco“ in Frankreich, zum Beispiel), sondern wird auch das Niesgeräusch onomatopoetisch völlig unterschiedlich gedeutet.

Man denke an „atishoo“, wie wir es im Englischunterricht aus „Ann & Pat 1“ gelernt haben. Das übrigens ähnlich klingt wie das „etciu“ im Italienischen oder das finnische „atsiuh“. Auch das französische „atchoum“ lässt sich da noch ein bisschen heraushören. Etwas mehr Fantasie braucht man schon, um dahinterzukommen, dass ein japanischer Samurai mit „hakushon“ exakt das Gleiche ausdrückt wie ein türkischer Gemüseverkäufer, der ein „hapsu“ in die Welt prustet.

Bei den Antworten liegt man mit „Gesundheit“ (italienisch „salute“, französisch „salut“) vermutlich nie ganz falsch. Würde man allerdings das englische „bless you“ auf Deutsch umlegen, wären wir bei etwas pathetischen Wünschen à la „Gott segne dich“ – ein Spruch, der in unseren Breiten gelegentlich eher verschnupft aufgenommen wird. Immerhin, das ist allemal liebevoller als ein „Zerreißen soll's dich“, wie es ein Kärntner Kollege immer wieder gern anbringt. Meine Antwort darauf ist wiederum klar: „Und das größte Stück soll dich treffen!“ Nur, wie erkläre ich das jetzt wieder einem Franzosen?


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2009)

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