Gabriel kritisiert Deutsche Bank scharf

German Economy Minister Gabriel speaks to journalists in Tehran
German Economy Minister Gabriel speaks to journalists in Tehran(c) REUTERS (HANNIBAL HANSCHKE)
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Managementfehler seien schuld an der Krise der Bank.

Teheran/Frankfurt. Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) übt heftige Kritik am Auftreten der Deutschen Bank angesichts ihrer aktuellen Probleme. „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer erklärt“, so Gabriel am Sonntagabend auf dem Flug zu einem Besuch in Teheran. Er bezog sich auf Vorwürfe aus dem Geldinstitut, das Unternehmen sei Opfer von Spekulanten.

Gabriel macht für die Krise der Bank frühere Fehler des Managements verantwortlich: „Das Szenario ist, dass Tausende Menschen ihre Arbeit verlieren werden. Sie tragen jetzt die Verantwortung für den Wahnsinn, der von verantwortungslosen Managern betrieben wurde.“

Am Freitag ist der Aktienkurs des Geldhauses kurzzeitig erstmals unter zehn Euro gesunken. Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit den USA: Das Justizministerium forderte 14 Milliarden Dollar (12,5 Mrd. Euro) wegen Geschäften mit faulen Hypothekenpapieren. Die Bank hat für Rechtsstreitigkeiten aber nur rund 5,5 Mrd. Euro zurückgestellt. Seither wird auch über mögliche Staatshilfen für die Bank spekuliert, sowohl die Bank als auch die deutsche Regierung schließen Staatshilfen aber aus.

Deutsche gegen Staatshilfe

Das deckt sich mit der Mehrheitsmeinung in der deutschen Bevölkerung: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid lehnen 69 Prozent der Deutschen eine finanzielle Hilfe des Staates für das angeschlagene Geldhaus ab, berichtet „Focus“. Nur 24 Prozent seien dafür.

Der Aktienkurs legte später aber wieder kräftig zu: Der Grund waren Medienberichte über eine Einigung der Deutschen Bank mit dem Justizministerium in Washington. Demnach soll sich das Bußgeld für die umstrittenen Immobiliengeschäfte auf 5,4 Mrd. Dollar (4,84 Mrd. Euro) reduzieren. Berichtet wurde, die Konzernspitze werde in den kommenden Tagen zu Verhandlungen in die USA reisen. (APA/AFP/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2016)

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