Polen: Erzbischöfe attackieren Gegner von Abtreibungsverbot

Polen will Abtreibungen nur noch erlauben, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft in Gefahr ist. Das freut die Kirche und entzürnt viele Menschen in Polen.
Polen will Abtreibungen nur noch erlauben, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft in Gefahr ist. Das freut die Kirche und entzürnt viele Menschen in Polen.APA/AFP/JANEK SKARZYNSKI
  • Drucken

Die Bischöfe Jedraszewski und Depo stellen sich hinter die Regierung. Sie sehen das "Evangelium des Todes" am Werk und wollen "das Leben" verteidigen.

Die katholische Kirche in Polen attackiert die Gegner des geplanten strengen Abtreibungsverbotes. Der Erzbischof von Lodz, Marek Jedraszewski, warf ihnen am Montag bei einem Gottesdienst vor, das "Evangelium des Lebens durch das Evangelium des Todes ersetzen" zu wollen, meldet Kathpress. Sie wollten die Frauen vor einem Gesetz schützen, das "verbietet, das eigene Kind zu töten", meinte er.

Das von der national-konservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) dominierte Parlament will ein Volksbegehren umsetzen, das bis zu fünf Jahre Haft für schwangere Frauen vorsieht, die abtreiben lassen. Abtreibungen sollen nur noch erlaubt sein, wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Nach dem geltenden Recht sind Schwangerschaftsabbrüche auch bei einer irreversiblen schweren Schädigung des Fötus oder einer Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung erlaubt.

Der katholischen Kirche gehen die derzeitigen Ausnahmen zu weit. Jedraszewski äußerte kein Verständnis für die Gegner des geplanten Verschärfungen. Die Gesetzesgegner würden vorgeben, Frauen retten zu müssen. "Wovor? Vor dem Gesetz, das verbietet, das eigene Kind zu töten?" Christen seien verpflichtet, das "Leben der wehrlosesten und unschuldigsten Wesen" zu retten, meinte der Vizevorsitzende der polnischen Bischofskonferenz.

Der Erzbischof von Tschenstochau (Czestochowa), Waclaw Depo, bezeichnete die Abtreibungsdebatte als eine "neue Schlacht des Kulturkampfes". Bei dieser müssten die "heidnischen Gefahren und die atheistischen Absichten" aufgedeckt werden. Die Kirche verteidige das Leben; "das Leben habe den größten Wert", so Depo. Der Erzbischof feierte am Montag eine Messe zum "Schutz des Lebens" im Marienwallfahrtsort, in Reaktion auf die zahlreichen Proteste von in Schwarz gekleideten Polen gegen das geplante strenge Abtreibungsverbot.

#CzarnyProtest

In vielen europäischen Städten haben am Montag Menschen gegen das angekündigte Abtreibungsgesetz demonstriert. In Warschau hatten sich Tausende Demonstranten vor dem Sitz der konservativen polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) versammelt. Auch in Paris, Brüssel und Berlin versammelten sich Gegner des Gesetzes um die Mittagszeit, um ihre Unterstützung für die polnischen Frauen zu zeigen.

Gleichzeitig erhielt der Protest viel Unterstützung in den Sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag #CzarnyProtest (Schwarzer Protest) und #BlackMonday (Schwarzer Montag) wurden Tausende Tweets und Facebook-Posts gegen das Gesetz verbreitet. Die Fraktion der Sozialdemokraten im EU-Parlament versammelte sich in Straßburg, um Unterstützung für die Grundrechte der polnischen Frauen zu zeigen. Am Mittwochnachmittag soll das Thema im Plenum diskutiert werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

POLAND-ROMANIA-ABORTION-HEALTH-RELIGION
Weltjournal

Proteste stoppen polnisches Abtreibungsgesetz

Die Kaczyński-Partei, die das De-facto-Verbot von Abtreibungen forciert hat, rudert auf einmal zurück. Tausende Polinnen hatten tagelang gegen das Gesetz demonstriert.
Die Demonstranten werten die Reaktion der Regierung als Erfolg.
Weltjournal

Polnisches Parlament kippt völliges Abtreibungsverbot

352 Abgeordnete stimmten gegen den Entwurf, 58 dafür, 18 Mandatare enthielten sich. Am Montag hatten Zehntausende gegen das Totalverbot von Schwangerschaftsabbrüchen protestiert.
POLAND-ABORTION-HEALTH-RELIGION
Weltjournal

Der Aufstand der polnischen Frauen

Die Regierung distanziert sich von einem von verbündeten katholischen Hardlinern im Parlament eingebrachten Abtreibungstotalverbot. Die Bürgerproteste scheinen zu wirken.
Proteste in Polen
Weltjournal

Tausende Polen protestieren gegen Abtreibungsverbot

Eine Abtreibung soll nur noch erlaubt sein, wenn das Leben der Mutter bedroht ist. Das Komitee "Rettet die Frauen" rief zum Protest auf.
Kaczynski, leader of ruling party Law and Justice  attends a news conference about Brexit in party headquarters in Warsaw
Weltjournal

Totalverbot von Abtreibungen in Polen

Das Parlament hat für eine radikale Verschärfung des Abtreibungsgesetzes gestimmt. Nun muss ein Ausschuss darüber beraten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.