Da stinkt der Fisch gewaltig vom Kopf

Ist denn niemand schuld am Absturz der Deutschen Bank?

Wer hätte das jemals gedacht: Die Deutsche Bank, einstmals monetäres Flaggschiff der stärksten Wirtschaftsnation Europas – ein Bankenwrack, um das sich Regierung und Großunternehmen ernste Sorgen zu machen beginnen.

Ein Banken-GAU der Superklasse, verursacht nicht durch irgendwelche schicksalhafte Krisen, sondern durch Bankmanager und -mitarbeiter, die – wie beschreibt man das, ohne am Strafrecht anzuecken? – agieren, als würden Regeln nur für andere gelten.

Ein kleiner Auszug aus dem Sündenregister: Referenzzinssätze manipuliert, Goldpreis manipuliert, Schwarzgeldmilliarden für Putin-Vertraute gewaschen, auf dem US-Hypothekenmarkt unerlaubte Dinge gedreht und so weiter und so weiter. Fazit: Seit 2012 schon 12,7 Mrd. Euro an Strafen bezahlt. Und zumindest ein höherer einstelliger Milliardenbetrag kommt noch dazu.

Und – wer trägt dafür die Verantwortung? Schwer zu sagen, wenn man in manchen Großbankvorstandsetagen dieses Wort offenbar nicht einmal buchstabieren kann. Ein Unternehmensklima, das derartige kriminelle Energien freisetzt, entsteht jedenfalls nicht von selbst. Vor allem nicht ohne Duldung von oben. Bei der Deutschen Bank kann man eine der Ursachen in der Vorgabe verorten, 25 Prozent Kapitalrendite zu erwirtschaften. Koste es buchstäblich, was es wolle.

Diese Vorgabe stammt von einem gewissen Josef Ackermann, der das Institut in der kritischen Zeit (2002 bis 2012) geführt hat. Und natürlich nicht zu Schadenersatz für die unter seiner Ägide begangenen oder vorbereiteten Sauereien herangezogen wird. Da stinkt der Fisch gewaltig vom Kopf.

Das ist überhaupt das Hauptproblem: Solange Bankvorstände selbst bei solchen Vorgängen nicht zur Verantwortung gezogen werden, so lange wird die europäische Großbankenlandschaft ein Problem haben. Nicht nur mit ihrem Image.

josef.urschitz@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 08.10.2016)

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