Die US-Regierung betont, dass es sich nicht um eine Massenüberwachung gehandelt haben soll. US-Senator Ron Wyden und Datenschutzer fordern eine Offenlegung der Anweisung.
Yahoo will das Kerngeschäft verkaufen. Der Internetpionier konnte auch nachdem die ehemalige Google-Managerin Marissa Mayer den Chefposten übernommen hat, nicht das Ruder rumreißen. Interessenten wie Verizon, Quicken Loans und Vector Capital Management waren im Gespräch. Die aufgedeckten Spitzelaktivitäten für die US-Regierung bringen einen möglichen Deal zum wackeln. Lediglich US-Mobilfunker Verizon hat noch Interesse.
Das im Auftrag der US-Regierung durchgeführte Scannen von E-Mails könnte umfassender gewesen sein, als bisher angenommen. Den derzeit vorliegenden Erkenntnissen von Experten zufolge, soll das gesamte Yahoo-Netzwerk im Interesse der Regierung gewesen sein. Dabei wurden nicht wie anfangs angenommen, die Filter zur Durchsuchung nach Spam und Pornografie verändert, sondern ein ein Kernel-Modul für Linux eingeschleust, wodurch ein flächendeckendes Ausspionieren erst möglich gewesen wäre, erklären ehemalige Yahoo-Mitarbeiter.
Verkaufspreis um eine Milliarde gesunken
Die Behörden behaupten, dass nur bestimmte digitale Signaturen nach Terrorangriffen durchsucht wurden. Von einer allgemeinen Massendurchsuchung, die E-Mails und Telefonate beinhaltet, soll nicht durchgeführt worden sein. Der demokratische US-Senator Ron Wyden aus Oregon, wie auch Datenschützer fordern nun die Offenlegung der Direktive der US-Regierung.
Marissa Mayer steht massiv unter Druck. Nicht nur, dass sie ohne Gegenwehr die Durchsuchung ihrer Kunden durch die US-Regierung zugelassen hat, sie hat auch den Hack, der über 500 Millionen Konten betroffen hat, nicht zeitnah veröffentlicht. Eine Klage wegen Sexismus wurde ebenfalls gegen sie von einem gefeuerten Mitarbeiter eingereicht.
Der zu Beginn kolportierte Verkaufspreis von Yahoo an Verizon von 4,8 Milliarden US-Doller scheint nicht bestehen zu bleiben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Summe drastisch sinkt. AOL-Chef Tom Armstrong schätzt, dass der Verkaufspreis um eine Milliarde Dollar innerhalb der letzten Wochen gesunken ist.
(bagre)