Der Wiener Investor der Zeitung „Népszabadság“, Vienna Capital Partners, will sich nicht zur abrupten Schließung äußern.
Noch vor mehr als zwei Jahren hat Heinrich Pecina, der Seniorpartner der österreichischen Investmentfirma Vienna Capital Partners (VCP), zur „Presse“ gesagt: „Es ist weder meine Absicht, mich operativ einzubringen, noch mich politisch einzumischen.“ Er hat damit auf die Übernahme diverser ungarischer Medien angespielt, darunter auch der wirtschaftlich angeschlagenen, linksliberalen, regierungskritischen Zeitung „Népszabadság“ („Freiheit des Volkes“).
Nach der ohne Vorwarnung an die Redaktion erfolgten Schließung der Zeitung am vergangenen Wochenende wird nun in- und außerhalb Ungarns spekuliert, ob sich das Wiener Unternehmen doch politisch vereinnahmen ließ. Das Blatt gehört der VCP-eigenen Mediaworks-Gruppe. Die Vienna Capital Partners will sich nicht zur Schließung der Zeitung äußern. VCP verwies am Montag in einem E-Mail an die APA auf eine Aussendung von Mediaworks, die auch auf dem bisherigen Online-Portal von „Népszabadság“, nol.hu, veröffentlicht worden war: „Wir bitten um Verständnis, dass darüber hinaus keine Kommentare zum laufenden Geschäft gemacht werden können“, wird darin der Sprecher, Anders Rosengren, zitiert. Die Mediaworks-Aussendung weist auf ein schlechtes wirtschaftliches Ergebnis der Zeitung und einen starken Leserverlust in den vergangenen Jahren hin. Nun müsse ein „passendes Geschäftsmodell“ für das Blatt gefunden werden. Bis eine Entscheidung gefällt ist, „werden alle Operationen von ,Népszabadság‘ – einschließlich Print und Online – suspendiert“, heißt es in dem Text weiter.
Die bisherige Redaktion der Zeitung hat von einem „Putsch“ gesprochen. Die Schließung geschah mitten in einer Übersiedlung an einen neuen Standort. Die Mitarbeiter konnten nicht einmal ihre persönlichen Gegenstände aus der Redaktion abholen, ihre E-Mail-Konten wurden gesperrt. Am Samstag gingen Tausende Menschen in Budapest auf die Straße, um gegen die Schließung der Zeitung zu protestieren.
Nach ungarischen Medienberichten könnte Mediaworks bald an ein Unternehmen verkauft werden, das der Regierungspartei Fidesz des ungarischen Ministerpräsidenten, Viktor Orbán, nahesteht. Besonders wertvoll soll dabei das Portfolio des kürzlich von der Gruppe erworbenen Regionalzeitungsherausgebers PLT sein. Die Schließung von „Népszabadság“ könnte eine Bedingung für den Verkauf gewesen sein, spekulierten Medien. (awa/APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2016)