Samsung beerdigt das Galaxy Note 7 endgültig

APA/AFP/JUNG YEON-JE
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Samsung erklärt das endgültige Aus für das Galaxy Note 7. Nachdem auch die ausgetauschten Geräte Feuer fingen, zieht Samsung die Notbremse.

Kein Smartphone hat es in den vergangenen Jahren so oft in die Medien geschafft wie das Galaxy Note 7 von Samsung. Das Mischwesen aus Smartphone und Tablet war innerhalb weniger Wochen vom vielversprechenden und stark nachgefragten Device 2016 zur brenzligen Angelegenheit für Kunden wie auch Samsung geworden. Im September folgte nur wenige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart eine internationale Umtauschaktion. Weltweit hatten dutzende Geräte Feuer gefangen. Und auch bei der "sicheren" Zweit-Charge häufen sich Brand- und Explosionsmeldungen. Samsung zieht nun die Reißleine und erklärt das endgültige Aus des Galaxy Note 7.

Statt einer zweiten Austausch-Aktion hat Samsung nun bekanntgegeben, dass das Modell endgültig eingestellt wird. Damit folgen die Südkoreaner den Empfehlungen internationaler Experten, die vor einem langfristigen und unumkehrbaren Image-Schaden durch die Vorfälle mit dem Note 7 entstehen könnten und zum Teil bereits entstanden sind.

Ein Verlust von 19 Millionen Geräten

Mit diesem Schritt gesteht Samsung sich und seinen Kunden ein, dass es nicht in der Lage ist, die Probleme mit dem Akku in den Griff zu bekommen. Die Produktion wird zur Gänze eingestellt. Die bereits ausgelieferten Geräte, auch die ausgetauschten, werden zurückgerufen. Kunden wird empfohlen, die Geräte auszuschalten und nicht mehr zu nutzen. Wie bereits bei der ersten Austauschaktion bietet Samsung seinen Kunden an, das Geld zurückzuerstatten, oder das Gerät gegen ein anderes Samsung-Modell umzutauschen.

Ein Gerät endgültig einzustellen und es nicht auf den Markt zu bringen ist eine wirtschaftlich schwerwiegende Entscheidung. Experten gehen davon aus, dass die endgültige Rückrufaktion das Unternehmen mehr als 17 Milliarden Dollar kostet. Samsung entgehen damit Umsätze von geschätzten 19 Millionen Geräten innerhalb eines Produkt-Zyklus. Der Image-Schaden lässt sich indes noch nicht abschätzen und nicht in Zahlen fassen.

Für Edward Snyder von Charter Equity Research steht fest, dass damit die Galaxy-Note-Marke damit endgültig erledigt ist. Das größere Problem könnten aber die Langzeit-Schäden sein, die Samsung nach diesem radikalen Schritt abfedern muss. "Wir glauben, dass die Vorfälle mit dem Note 7 auch Auswirkungen auf andere Smartphone-Modelle von Samsung haben werden", erklärt ein Analyst des Brokerhauses Nomura.

Die Position des Marktführers wackelt. Mit 22,8 Prozent Marktanteil führt Samsung das Feld der Smartphone-Produzenten vor Apple und Huawei an. Noch ist der Vorsprung laut Marktforschungsinstitut IDC groß, aber die Machtverhältnisse könnten sich in diesem laufenden Quartal stark verschieben.

Ursachenforschung in Südkorea

Nachdem bekannt wurde, dass auch ausgetauschte Modelle Feuer fingen, sank der Aktienwert kontinuierlich. Im Verlauf des Montags gab die Aktie um drei Prozent nach. Dann gaben auch noch die US-Mobilfunker bekannt, dass sie vorerst den Verkauf des Galaxy Note 7 stoppen. Samsung teilte mit, dass man die Produktion "anpassen" würde. Konkrete Informationen lieferte das Unternehmen nicht. Dann folgte die Mitteilung an koreanische Regulatoren, dass das Note 7 endgültig eingestellt werde.

Was genau die Brände im Galaxy Note 7 ausgelöst hat, ist nach wie vor unklar. In ersten Statements hieß es, dass der Akku zu wenig Spielraum im Gerät gehabt hätte und es dadurch zu wiederholten Kurzschlüssen kam. Doch auch die ausgetauschten Smartphones fingen Feuer oder haben stark zu rauchen begonnen.

Die nächsten Modelle, die bei Samsung vom Fließband rollen, werden international auf jeden Fall unter strenger Beobachtung stehen.

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