Lenzing investiert 160 Millionen Euro in Österreich

(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
  • Drucken

Der oberösterreichische Faserhersteller gehört mit einem Umsatz von 1,98 Mrd. Euro zu den industriellen Flaggschiffen Österreichs. Nun werden die Werke in Österreich modernisiert und ausgebaut. Noch heuer soll die Entscheidung für eine weitere Großinvestition fallen.

Wien. Es gibt auch positive Nachrichten für den Standort Österreich und die Wiener Börse: Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing hat am Dienstag bekannt gegeben, noch einmal 100 Mio. Euro zu investieren. Davon sollen 60 Mio. Euro in den Standort Lenzing und 40 Mio. Euro in Paskov (Tschechien) fließen. Mit den bereits im Sommer angekündigten 100 Mio. steigt das Gesamtvolumen der Investitionen auf 200 Mio. Euro. Davon werden 160 Mio. Euro für die Modernisierung und den Ausbau der Werke in Österreich verwendet, wie Konzernchef Stefan Doboczky im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien erklärte. Bereits seit Jahresbeginn wurden in Österreich 100 neue Mitarbeiter aufgenommen. Eine weitere Aufstockung ist vorerst nicht geplant.

Das Unternehmen hat Werke in Österreich, China, Indonesien, Tschechien, Großbritannien und in den USA. Im Vorjahr wurden 1,98 Milliarden Euro umgesetzt. Derzeit gibt es 6200 Beschäftigte, davon 2500 in Österreich. Damit gehört Lenzing zu den industriellen Flaggschiffen Österreichs. Den Unternehmenssitz zu verlagern oder die Wiener Börse zu verlassen kommt für die Firma nicht infrage. Dies hängt mit dem Hauptaktionär, der B&C-Privatstiftung, zusammen. In die Stiftung hat die Bank Austria einst ihre Industriebeteiligungen ausgegliedert. Mittlerweile ist die Stiftung wirtschaftlich unabhängig. Ihr Ziel ist die „Förderung des österreichischen Unternehmertums“.

Höherer Streubesitz an Börse

Um den Streubesitz zu erhöhen, verkaufte die Stiftung im September einen Teil ihrer Lenzing-Aktien. Sie hält nun 62,6 Prozent der Lenzing-Aktien. Beobachter schließen nicht aus, dass die Stiftung noch kleinere Aktienpakete verkauft. Vom höheren Streubesitz profitiert die Wiener Börse. Fest steht aber, dass die Stiftung mit 50,1 Prozent Mehrheitseigentümer bleibt.

Die vergangenen Jahre sind für Lenzing turbulent verlaufen. 2014 machte die Firma Verluste. Schuld daran waren die wegen Überkapazitäten in China deutlich gesunkenen Faserpreise. Lenzing musste bei Töchtern in Asien Abschreibungen vornehmen. Im Zuge eines Sparpakets wurden 800 Stellen abgebaut. Im Vorjahr verabschiedete sich der langjährige Lenzing-Chef Peter Untersperger.

Sein Nachfolger Doboczky verpasste dem Konzern eine neue Strategie. Bis 2020 soll etwa die Hälfte des Umsatzes aus dem Geschäft mit Spezialfasern kommen. Derzeit sind es rund 40 Prozent. Eine wichtige Rolle nimmt dabei die Spezialfaser Tencel ein. Diese wird aus Holz gewonnen und ist besonders umweltfreundlich. Hinzu kommt die Qualität. Denn Materialien aus Tencel sind saugfähiger als Baumwolle, sanfter als Seide und kühler als Leinen.

Zufriedene Eigentümer

Die Tencel-Faser kann von Heimtextilen über Sportbekleidung und Matratzen bis zu Feuchttüchern und Babywindeln verwendet werden. Am Dienstag kündigte der Lenzing-Chef an, dass er alle zwei bis drei Jahre ein neues Tencel-Werk errichten will. Derzeit hat das Unternehmen vier Tencel-Anlagen (zwei in Österreich, eines in Großbritannien und eines in den USA). Bis Jahresende soll bekannt gegeben werden, wo die nächste Fabrik gebaut wird.

Die Investitionen bezifferte Doboczky mit „sicherlich nördlich der 200 Millionen Euro“. Das nächste Werk soll an einem der bestehenden Standorte von Tencel-Anlagen entstehen – also in Österreich, Großbritannien oder in den USA. In einem Tencel-Werk sind 100 bis 200 Mitarbeiter beschäftigt. Mittelfristig will Lenzing auch ein Tencel-Werk in Asien errichten. Welches Land dafür infrage kommt, soll im ersten Halbjahr 2017 entschieden werden.

Die Strategie des neuen Lenzing-Chefs ist aufgegangen: Im ersten Halbjahr stieg das Periodenergebnis um 84 Prozent auf 94,6 Mio. Euro. Der Umsatz kletterte um acht Prozent auf 1,034 Mrd. Euro. Auch die Aktionäre sind erfreut. Seit Jahresbeginn stieg der Kurs der Aktie von 68 Euro auf 112 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Lenzing investiert 100 Millionen Euro in Zellstoffwerke

Die Produktionsstätten in Lenzing und im tschechischen Paskov sollen modernisiert und ausgebaut werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.