Die Konkurrenz hält den ORF für "unsparsam" und "unwirtschaftlich".
ORF-General Alexander Wrabetz dürfte bald einen Antrag auf Gebührenerhöhung stellen. Denn ohne diese drohe dem Unternehmen eine Finanzlücke von 100 Mio. Euro, heißt es aus dem ORF. Dass die Lage so dramatisch ist, bezweifelt KroneHit-Geschäftsführer Ernst Swoboda. Der ORF mache „ein bissl Drama“, um sein Anliegen durchzubringen. Swoboda ist Vorsitzender der Verbands Österreichischer Privatsender – und der macht gegen eine Gebührenerhöhung mobil. Swoboda und VÖP-Vize Markus Breitenecker (Puls 4) präsentierten am Mittwoch eine Schweizer Studie, wonach die Österreicher in Europa (kaufkraftbereinigt) die höchste Rundfunkgebühr pro Kopf bezahlen (allerdings fließen nur etwa 70 Prozent davon an den ORF).
Verärgert sind die Privatsender, weil ihnen der ORF mit diesem Geld in kommerziellen Bereichen ins Gehege kommt. Breitenecker erinnerte an die Forderung im ORF-Gesetz und sagte: „Wir sehen täglich, wie unsparsam und unwirtschaftlich der ORF handelt.“ Etwa bei Film- und Sportrechten: „Er kauft, was für den öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht unbedingt nötig ist. Und er kauft auch zu überhöhten Preisen.“ Swoboda kritisierte auch den teuren Marketingauftritt am Beispiel Ö3: „Ö3 muss man nicht bekannt machen – trotzdem macht Ö3 laut Focus Imagewerbung im Bruttowert von etwa drei Millionen Euro.“ Fazit des VÖP: Der ORF hat genug Einsparungspotenzial – eine Reduktion der Programmentgelte wäre machbar. Der ORF konterte postwendend: Das Programmentgelt liege „im europäischen Mittelfeld“, Inserate würden meist per Gegengeschäft beglichen. Der VÖP wolle den ORF nur schwächen. (i. w.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2016)