Der Folk- und Rockpoet Bob Dylan bekommt den Nobelpreis
15.01.2019 um 23:32
Wer kennt ihn und seine zeitlosen Protest-Songs nicht? Der Singer/Songwriter und Folk-Poet Bob Dylan wurde 1941 im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geboren.
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Seit Jahren galt er als Anwärter auf die höchste literarische Auszeichnung, den Nobelpreis für Literatur. Nun bekommt er sie tatsächlich.
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Noch unter seinem Geburtsnamen Robert Zimmerman spielte der Gitarrist und Pianist zunächst Mitte der 50er-Jahre Rock 'n' Roll in Highschool-Bands. Das Faible für die neue Folk-Bewegung entdeckte der aus einer jüdischen Familie stammende Dylan 1959 an seinem Studienort Minneapolis. Der "Strom der Veränderung" trieb ihn in den New Yorker Szene-Stadtteil Greenwich Village. Erste Konzerte in kleinen Folkclubs, erste Plattenaufnahmen, der erste Vertrag mit dem Label Columbia - aber noch deutete nichts darauf hin, dass hier einer die Musikwelt auf den Kopf stellen sollte.
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Bob Dylans erstes Album, das er schlicht "Bob Dylan" nannte, erschien 1962. 1963 wurde "Blowin' in the Wind" veröffentlicht. Der Song galt als eine der Hymnen der Folk-Rock-Bewegung und wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von Marlene Dietrich. Im Film "Forrest Gump" wird er von Joan Baez gesungen. Auf dem Bild ist er 1978 in Paris zu sehen.
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Bob Dylans Songs waren der Soundtrack der Vietnamkriegsgegner in den 60er Jahren. Sein erstes Konzert in Vietnam spielte er übrigens am 10. April 2011 in der Hauptstadt Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon). Seine Asien-Tour führte Dylan in diesem Jahr durch Taiwan, China, Vietnam, Hong Kong und Singapur.
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Wilde, wütende Lieder wie "Masters Of War" oder "A Hard Rain's A-Gonna Fall" qualifizieren Dylan für die Protest-Folk-Bewegung um Joan Baez - und für den Marsch der Bürgerrechtler ("Civil Rights March") mit Martin Luther King nach Washington. Im Bild: Dylan mit Baez.
Sein Einfluss auf die sich entwickelnden Folk-Kultur in den 1960ern war groß. Aber er wollte weder die Rolle eines Folkidols auf Dauer annehmen, noch die der politischen Symbolfigur. Also mutierte er zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre und lauter Band. Seine Fans waren wenig begeistert. Aber Dylan ließ sich nicht beirren und komponiert Mitte bis Ende der 60er Klassiker in Serie. "Like A Rolling Stone" brach damals gängige Regeln der Musikindustrie und wurde später vom Fachblatt "Rolling Stone" zum besten Lied aller Zeiten gekürt. Alben wie "Bringing It All Back Home", "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde" machten Dylan zum Rockstar. Seine mit ungewohnten Metaphern und literarischen Anspielungen durchsetzten Texte sind von beispielloser Qualität.
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Nach einem mysteriösen Motorradunfall im Sommer 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, ließ die von ihm geprägte Gegenkultur links liegen, lebte mit seiner Ehefrau Sara Lowndes und den gemeinsamen Kindern nahe Woodstock bei New York. Als dort 1969 das wichtigste Festival des Jahrzehnts über die Bühne ging, war ausgerechnet er nicht dabei.
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Die 70er waren eine wechselhafte, schwierige Zeit für Dylan: die Trennung von seiner Frau, mit der er vier Kinder hat. Eine gewisse künstlerische Stagnation (abgesehen vom herausragenden "Blood On The Tracks" und in Teilen "Desire") stellte sich ein, am Ende des Jahrzehnts eine Hinwendung zum Christentum. All das ist begleitet vom Aufschrei vieler Fans.
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Für die 80er fällt die Bilanz durchwachsen aus: einige schwache Platten, Alkoholprobleme, chaotische Konzerte. 1986 nahm er Carolyn Dennis, seine langjährige Backgroundsängerin zur Frau. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. 1992 folgte die Scheidung.Im Bild: David Bowie mit Bob Dylan
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Dylan erzielte kommerzielle Erfolge mit der All-Star-Band Traveling Wilburys, der Beginn der berühmten "nie endenden Tournee" rund um den Erdball mit 100 Konzerten pro Jahr seit 1988. Und mit dem Album "Oh Mercy" eine Rückkehr (fast) zu alter Form. Die komplette Rehabilitierung gelang 1997 mit dem ersten großen Alterswerk "Time Out Of Mind". Es wurde hoch gelobt.
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Seitdem hat Dylan trotz immer brüchiger werdender, schnarrender Stimme einen Lauf, setzt Rufzeichen wie "Modern Times" (2006) oder "Tempest" (2012). Die Liedsammlung "Shadows In The Night" (2015), mit Stücken, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte, erntete viel Anerkennung. Dylans Alben steigen nun in den Charts so hoch wie selbst in den 60ern nicht, teilweise bis an die Spitze. Im Bild: Dylan 2002 bei der Verleihung der Grammy Awards.
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Star-Regisseur Martin Scorsese ("The Aviator", "Goodfellas") produzierte 2005 einen zweiteiligen Dokumentarfilm über Bob Dylan.Darin schildert er den Aufstieg Bob Dylans von einem unbekannten Sänger zu einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.
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Auch auf österreichische Musiker hatte er großen Einfluss. Bei Falcos Begräbnis wurde Dylans "It’s All Over Now, Baby Blue" gespielt. Der österreichische Pop-Star hatte den Titel aus dem Jahr 1965 auf seinem Album "Falco 3" interpretiert.
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Auch Austropopper Wolfgang Ambros ist zeitlebens ein Bewunderer von Bob Dylan. 1978 brachte er das Album "Wie Im Schlaf" heraus. Auf der Platte sang Ambros zehn Dylan-Songs auf Deutsch. So wurde beispielsweise aus "Like A Rolling Stone" der Titel "Allan Wie A Stan".
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Preise über Preise: 2008 erhielt Bob Dylan den Pulitzer-Sonderpreis für seinen besonderen Einfluss auf die Popkultur und seine lyrischen Kompositionen. Barack Obama verlieh Dylan 2009 in seiner Abwesenheit die National Medal of Arts. In seiner beispiellosen Karriere gewann er außerdem elf Grammys, den Oscar für den besten Original-Song (2000 mit "Things Have Changed" aus dem Film "Wonder Boys") und den Golden Globe im Folgejahr mit dem selben Lied. 1988 wurde er in die Rock'n'Roll Hall of Fame eingeführt.Nun kommt noch der Nobelpreis dazu.
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Der Folk- und Rockpoet Bob Dylan bekommt den Nobelpreis
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