Digitale Personalabteilung ist realistisch, aber kaum realisiert.
Der Recruiter wird künftig nicht mehr schuld sein, wenn man einen Job nicht bekommt. Denn es wird ihn in dieser Form gar nicht mehr geben. Die Aufgabe, geeignete Mitarbeiter auszusieben, werden Computer übernehmen – zumindest die Vorauswahl.
Das macht die Auswahlverfahren fairer, weil Hautfarbe, Geschlecht oder Ethnie keine Rolle spielen – sofern die Software entsprechend neutral programmiert wurde. Was jedenfalls als Einflussfaktor wegfällt, sind Vorlieben und Tagesverfassung der Recruiter.
Es gibt mittlerweile Software, die aktiv potenzielle Mitarbeiter aufspürt. Etwa indem sie bei der Suche nach IT-Fachkräften einschlägige Foren nach klugen Kommentaren scannt. Für die Bewerber heißt das, sie brauchen sich weniger Gedanken über Gestaltung und Formulierungen des Lebenslaufes zu machen. Das nimmt vielen den Druck, bringt sie aber auch um die Chance, ihre Kreativität zu zeigen. Stattdessen müssen Jobsuchende über entsprechendes Selbstmarketing nachdenken. Denn wer qualitative Spuren im Netz hinterlässt, wird leichter gefunden.
Während in den USA große Konzerne schon jetzt auf Algorithmen vertrauen, ist man in Mitteleuropa noch zurückhaltender. Denn die Personalabteilungen sehen sich zwar als Treiber der Digitalisierung in ihren Unternehmen, sie selbst aber haben noch Aufholbedarf, wenn es um digitalisierte Prozesse geht. Und das gilt auch für das Recruiting. (mhk)
(Print-Ausgabe, 15.10.2016)