Wenn Schüler mit dem Tablet virtuelle Grotten erforschen

In Südkorea sollen digitale Technologien bis spätestens 2020 fixer Bestandteil des Unterrichts werden.

Seoul. Die Volksschüler der entlegenen südkoreanischen Dorfschule chatten per Internet-Video-Konferenz mit Gleichaltrigen in einer weit entfernten, größeren Stadt. Sie diskutieren über Geschichte. Gymnasiasten erforschen indes im Erdkundeunterricht eine virtuelle 3-D-Grotte über ihr Tablet, während eine Lehrerin in einer anderen Schule den Kindern den Zusammenhang der Temperatur auf der Erde und deren Position zur Sonne über das Smartphone erklärt.

So sieht heute der Alltag in zahlreichen südkoreanischen Schulen aus: Im Land mit den weltweit meisten Internetnutzern und der Heimat von Samsung oder LG Electronics gibt es inzwischen Hunderte mit öffentlichen Geldern geförderte Smart-Schulen, die auf Digitalisierung setzen: Die Integration des Internet im Unterrichtsalltag sowie der Einsatz von Laptops oder Tablets soll Lerninhalte anschaulicher machen, Schüler motivieren und natürlich die IT-Kompetenz verbessern. Auch Software-Programmierung steht fix auf dem Lehrplan.

Schulbuch wird überleben

Allerdings fällt die „digitale Schulrevolution“ weit weniger radikal aus, als geplant war: Noch 2011 hatte die Regierung angekündigt, bis 2015 alle Schulbücher durch E-Books ersetzen zu wollen. Eltern und Pädagogen reagierten entsetzt: Die Kinder sollten nicht in einer virtuellen Realität erzogen werden, hieß es. Zudem wurde argumentiert, dass dies die bereits weitverbreitete Internet-Abhängigkeit unter Schülern verstärken würde.

So ruderte man in Seoul zurück – auch angesichts der hohen Kosten des Projekts – und setzt nun auf eine „digitale Schulrevolution light“: Breitband-Internet gehört bereits jetzt zur Standard-Ausstattung im Klassenzimmer, bis 2020 sollen alle Schulen die eine oder andere digitale Technologie im Unterricht einsetzen. Das gute, alte Schulbuch aber wird überleben. (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2016)

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