Die Angst vor dem großen Oktober-Crash

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FILES-US-STOCKS-OPENAPA/AFP/TIMOTHY A. CLARY
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In den USA haben Analysten Chartmuster entdeckt, die stark an den Mega-Aktiencrash von 1987 erinnern.

Der 19. Oktober 1987 ist als Black Monday in die Geschichte eingegangen: An diesem Tag sackten die Kurse an der New Yorker Börse ohne Halt nach unten. Nicht ganz ohne Vorwarnung, denn in den Tagen davor war der Dow Jones Index, das wichtigste Aktienbarometer des Globus, beunruhigend instabil geworden. Aber so etwas wie an diesem Montag hatte die Börsenwelt zuvor noch nicht gesehen: Am Ende des Handelstages lag der Dow Jones um 22,6 Prozent unter dem Schlusskurs vom vorangegangenen Freitag.

Kommenden Mittwoch jährt sich der Black Monday zum 29. Mal. Im Vorfeld des zweifelhaften Jubiläums ist beträchtliche Unruhe aufgekommen, geschürt von hochrangigen US-Analysten: Experten der Citigroup und der HSBC hatten unabhängig voneinander die Charts des marktbreiten amerikanischen S&P 500 Index aus dem Jahr 1987 und den aktuellen übereinandergelegt und eine alarmierende Entdeckung gemacht: Die beiden Kurskurven ähneln einander wie ein Ei dem anderen. Und: Sie nähern sich unaufhaltsam dem Absturzpunkt von 1987. Bleibt der aktuelle Chart auf 1987er-Kurs, dann müsste er kommenden Mittwoch dramatisch abtauchen.

Auch andere Parallelen wollen die beiden US-Analysten entdeckt haben: Die Entwicklungen bei Gold und Rohöl liefen in den vergangenen Monaten ebenfalls ähnlich wie im Börsencrashjahr.

Soll man jetzt den Fallschirm herrichten und abspringen? Schwer zu sagen, Panik ist allerdings kein guter Ratgeber. Erstens sind Chartvergleiche dieser Art eine nette Spielerei ohne statistische Relevanz, denn Geschichte muss sich nicht notgedrungen wiederholen. Zweitens hat der Markt durch die Gegenbewegung am Freitag eine charttechnische Triggermarke vermieden: Wäre der S&P Index, der zur Wochenmitte kurzfristig deutlich abgesackt war, nachhaltig unter 2110 gefallen, dann hätte er tatsächlich das vergleichbare Absturzsignal vom großen Crash ausgelöst. Die Gegenbewegung am Freitag hat das US-Börsenbarometer aber wieder deutlich über diese Marke gepusht, und dort ist es bis auf Weiteres sicher aufgehoben.

Sollte das Börsenbarometer Montag oder Dienstag noch einmal unter diesen Wert fallen, dann ist allerdings generell Vorsicht angesagt. Dann geht es nämlich mit ziemlicher Sicherheit ein Stück weiter bergab, wenn auch nicht notwendigerweise in Form eines großen Crashs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2016)

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