Deutsche Justiz: Bisher kein Beweis für IS-Bezug al-Bakrs

In diesem Leipziger Gefängnis wurde Al-Bakr erhängt in seiner Zelle gefunden
In diesem Leipziger Gefängnis wurde Al-Bakr erhängt in seiner Zelle gefundenAPA/Sebastian Willnow
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Nach dem Tod des Syrers Jaber al-Bakr in einem Leipziger Gefängnis haben die Ermittler noch keine "ausreichenden gerichtsverwertbaren Bezüge zum IS". Auch die Umstände des Suizids sind weiter unklar.

Nach dem Suizid des mutmaßlichen Terroristen Jaber al-Bakr suchen die deutschen Ermittler weiter nach Verbindungen zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Bisher gebe es keine "ausreichenden gerichtsverwertbaren Bezüge zum IS", sagte ein Sprecher der deutschen Bundesanwaltschaft in Karlsruhe der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Die Ermittlungsbehörden vermuten allerdings, dass Al-Bakr im Auftrag des IS handelte. Ende August sei der Syrer aus der Türkei kommend in Leipzig gelandet und habe dabei seinen Anschlagsplan "in der Tasche" gehabt, zitierte die Zeitung Ermittler.

Offenbar Anschlag auf Flughafen geplant

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hatte Al-Bakr einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant. In der Wohnung in Chemnitz, in der der 22-Jährige zuletzt lebte, fanden die Ermittler 1,5 Kilogramm hochexplosiven Sprengstoff. Er hatte sich am Mittwochabend zwei Tage nach seiner Festnahme in einem Leipziger Gefängnis erhängt - mit einem T-Shirt seiner Anstaltskleidung an einem Gitter in seiner Zelle.

Al-Bakr soll Berichten zufolge sein mutmaßliches Anschlagsziel selbst ausgespäht haben. Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg und die "Berliner Morgenpost" unter Hinweis auf Kreise der Sicherheitsbehörden des Bundes berichteten, hielt sich der Syrer in der zweiten Septemberhälfte für eine Nacht in Berlin auf. Dabei soll er auch eine Kontaktperson getroffen haben.

Der Aufenthalt in der Hauptstadt soll für die Planung des Anschlages eine wichtige Rolle gespielt haben, hieß es. Die Sicherheitsbehörden hätten Al-Bakr zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht im Visier gehabt. Die Ermittler seien durch Bahnfahrkarten in Al-Bakrs Sachen auf die Reise nach Berlin gestoßen, schrieb die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Bruder: "Die begehen keinen Selbstmord"

Unklar ist weiter, wie es zum Tod des Syrers in der Leipziger JVA kommen konnte. Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) räumte Versäumnisse im Justizvollzug des Landes ein. "Wir alle müssen im Umgang mit islamistischen Strafgefangenen dazulernen. Offensichtlich reichen unsere herkömmlichen Instrumente und Erfahrungen zur sicheren Unterbringung von Gefangenen nicht aus", sagte er der "Bild am Sonntag".

Al-Bakr soll durch Berliner Imame mit dem radikalen Islam in Verbindung gekommen sein, berichteten der "Spiegel" und die Deutsche Welle unter Berufung auf einen Bruder des Syrers. Dieser beschuldigte die Polizei, für den Tod des 22-Jährigen verantwortlich zu sein. "Selbst wenn er IS-Mitglied war: Die begehen keinen Selbstmord", sagte Alaa al-Bakr der "Welt".

(APA/dpa)

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