EU-Bericht: Kampf gegen Menschenhandel

NETHERLANDS EUROPOL PARCEL BOMB
NETHERLANDS EUROPOL PARCEL BOMB(c) EPA (Koen Suyk)
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158,5 Mio. Euro gab die EU für Anti-Menschenhandels-Projekte aus. Doch es müsse mehr getan werden, um Täter zu bestrafen.

Wien. Kaum eine kriminelle Aktivität ist inzwischen so lukrativ wie der skrupellose Handel mit der Ware Mensch: Mehrere Milliarden Euro jährlich verdienen Menschenhändler an Kindern, Frauen und Männern, schätzt Europol. Allein innerhalb der EU sind laut EU-Kommission 2013–2014 15.864 Opfer registriert worden. Und dies ist vermutlich nur die Spitze des Eisberges: Die tatsächliche Opferzahl sei wohl ums Zehnfache höher, schätzte die EU-Koordinatorin für die Bekämpfung des Menschenhandels, Myria Vassiliadou, bei einer Pressekonferenz zum Tag gegen den Menschenhandel in Wien.

Sie wies darauf hin, dass die meisten der registrierten Opfer einen EU-Pass haben, 76 Prozent sind Frauen. Mit 67 Prozent der registrierten Fälle liege sexuelle Ausbeutung ganz vorn. An zweiter Stelle steht die Arbeitsausbeutung. Die EU-Kommission hat in den vergangenen zehn Jahren 158,5 Millionen Euro im Kampf gegen den Menschenhandel ausgegeben – und ist damit weltweit Spitzenreiter. Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht wurden damit 312 Projekte in 100 Ländern finanziert, zwei Drittel des Geldes wurden für Maßnahmen innerhalb der EU ausgegeben, 52 Prozent der Summe bekamen NGOs. Am stärksten wurden Projekte gegen Kinderhandel gefördert.

„Es wurde viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun“, sagte Vassiliadou: So müsse intensiver gegen die Profiteure des Menschenhandels vorgegangen werden. Auch Elisabeth Tichy vom Außenministerium betonte, dass die wahren Verantwortlichen oft unbestraft blieben. Vassiliadou fordert zudem Präventivmaßnahmen, um Menschenhandel zu verhindern. Mögliche Opfer sollten so früh wie möglich identifiziert werden. Denn wenn die Hilfe erst nach Jahren komme, sei es „meist viel zu spät“. (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2016)

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