Preise steigen stärker als verfügbare Einkommen

(c) www.BilderBox.com
  • Drucken

Die Ergebnisse der jüngsten Konsumerhebung der Statistik Austria zeigen, wie schwach sich in Österreich der private Konsum entwickelt hat. Die äußerst aufwendige Erhebung wird nur alle fünf Jahre durchgeführt.

Wien. Der private Konsum hat sich in den vergangenen Jahren nur schwach entwickelt. Dies zeigt die Konsumerhebung, die am Dienstag von der Statistik Austria veröffentlicht wurde. Weil eine solche Erhebung einen immensen Aufwand verursacht, wird sie nur alle fünf Jahre durchgeführt. Die Ergebnisse sind auch für die Wirtschaft interessant. Denn sie machen auf verschiedene Trends aufmerksam. Bei der Erhebung 2014/2015, deren Resultate nun vorliegen, lagen die Ausgaben der privaten Haushalte bedarfsgewichtet pro Kopf bei durchschnittlich 1970 Euro pro Monat. Vor fünf Jahren waren die Ausgaben nur um 90 Euro niedriger. Berücksichtigt man die Inflationsrate, hätten die privaten Ausgaben im angegebenen Zeitraum eigentlich um 214 Euro steigen sollen. Allerdings haben sich in Österreich die verfügbaren Einkommen weniger stark erhöht als die Preise.

Mit 26,1 Prozent entfällt der größte Anteil der Haushaltsausgaben derzeit auf den Bereich Wohnen und Energie, davon 4,7 Prozent auf Energie. An zweiter Stelle liegen mit 14,2 Prozent die Ausgaben für Verkehr. Für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke werden 11,8 Prozent der Haushaltsausgaben aufgewendet. Interessant ist hier ein Zeitvergleich. 1954 lag der Anteil der Lebensmittel an den privaten Konsumausgaben noch bei 44,8 Prozent. Rechnet man die Ausgaben für Wohnen und Nahrung zusammen, geben Haushalte mit einem geringeren Einkommen gegenwärtig 45 Prozent ihrer Konsumausgaben dafür aus, während es bei Haushalten mit höheren Einkommen nur ein Drittel sind.

Im Vergleich zur Konsumerhebung 2009/2010 geben die österreichischen Haushalte nominell um 19,7 Prozent mehr Geld für Besuche in Restaurants und Cafés aus. Dies könnte damit zusammen, dass dort die Preise überdurchschnittlich stark gestiegen sind. Auf Platz zwei bei den Mehrausgaben liegen die Ausgaben für Wohnen und Energie. Dafür geben die Österreicher im Vergleich zu 2009/2010 um 14,7 Prozent mehr aus. Dann folgen die Ausgaben für Gesundheit (plus 14,3 Prozent) und für Bildung (plus 12,8 Prozent). Es gibt auch Bereiche, in denen die Ausgaben gesunken sind. Dazu gehören Bekleidung und Schuhe mit einem Minus von 12,8 Prozent.

Zu berücksichtigen ist, dass die genannten Ausgaben nicht zwangsläufig aus dem laufenden Einkommen bezahlt werden müssen. Größere Anschaffungen können auch durch andere Geldquellen (wie Ersparnisse, Erbe oder Kredite) finanziert werden. Nicht enthalten sind in der Statistik die Ausgaben fürs Sparen, für Kredite oder Immobilienkäufe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbilder Hamsterkauf Lebensmittelabteilung leerer Einkaufswagen wird durch einen Gang mit diver
Österreich

Wofür die Österreicher ihr Geld ausgeben

Die bedarfsgewichteten Ausgaben pro Kopf und Monat betragen laut einer Erhebung der Statistik Austria 1970 Euro. In den vergangenen fünf Jahren sind sie kaum gewachsen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.