Paris lädt zu Treffen über Zukunft des belagerten Mossul.
Mossul. Auch wenn die Großoffensive im Zeitplan liegt, kurdische Milizionäre und die irakische Armee am Dienstag weiter Dorf um Dorf vor den Toren der Metropole eroberten: Noch ist die Schlacht um Mossul nicht geschlagen. In Paris soll am Donnerstag für die Zeit nach der IS-Schreckensherrschaft dort geplant werden –, um Chaos und Instabilität im Gefolge der Befreiung der Millionenstadt zu verhindern. Der französische Gastgeber will zudem über weitere Schritte gegen den IS reden und lenkte die Aufmerksamkeit im Vorfeld auf die „IS-Hauptstadt“ in Syrien: „Es wäre ein schwerer Fehler, Raqqa zu ignorieren“, sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault.
Auf der Gästeliste stehen rund 20 Amtskollegen, etwa aus den USA und der Türkei. Die Chefdiplomaten Russlands und des Iran fehlen. Der Kreml, stark involviert im benachbarten Syrien, hat laut Ayrault angedeutet, der Irak beträfe ihn nicht. Der Iran ist nicht eingeladen, weil zunächst zwischen dessen engem Verbündeten Irak und Saudiarabien Einvernehmen hergestellt werden soll, wie Ayrault sinngemäß einräumte. Den saudischen Erzrivalen Iran am Verhandlungstisch hielt Paris dabei für wenig hilfreich.
Helfer beschaffen Gasmasken
Je näher die Schlacht um Mossul rückt, desto alarmierender werden auch die Warnungen vor einer humanitären Katastrophe. Die Internationale Organisation für Migration, IOM, etwa will Gasmasken beschaffen – für den Fall, dass der IS Chemiewaffen einsetzt. Vor allem aber fürchten Hilfsorganisationen, von einer Flüchtlingswelle überwältigt zu werden. Es gebe eine Faustregel: Wenn 150.000 Menschen auf einmal fliehen, kann das keine Institution der Welt angemessen lösen, so Lise Grande von der UNO. In Mossul und Umgebung könnten es bis zu 1,5 Mio. Flüchtlinge sein. Auch Geld fehlt. Von den nötigen 334 Millionen Euro wurde erst die Hälfte überwiesen. Und an Flüchtlingslagern wird noch gebaut. Die Zeit drängt: Wie die Schlacht um Mossul naht auch der Winter. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)