Schon kommenden Herbst sollen erste Schulen die Autonomie umsetzen. Sie sollen Buddys für weitere Schulen sein.
Wien. Bis die Schulautonomie wirklich in allen Klassen ankommt, wird es ein bisschen dauern: „Das ist ein langfristiger Prozess, der nicht von heute auf morgen gehen wird“, erklärte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ). Man könne bei einem so großen Veränderungsprozess nicht einfach den Schalter umlegen: Das wäre fatal.
Stattdessen soll zunächst klein, aber immerhin rasch angefangen werden. Geht es nach der Bildungsministerin, sollen bereits kommenden Herbst die ersten Schulen die Autonomie umsetzen: jene, die schon jetzt ihre Freiräume besonders gut ausnutzen.
Diese „Leuchtturmschulen“, wie die Ministerin sie nennt, sollen dann beim Ausrollen dieser Reform mithelfen. Sie sollen andere Schulen „in einem Buddysystem an der Hand nehmen“. Also: Sie sollen sie auf dem Weg in Richtung Schulautonomie unterstützen. Bis die Neuerungen auf alle Schulen ausgerollt sind, werde es fünf bis zehn Jahre dauern. „Ich bin eher bei zehn Jahren“, so die Ministerin. Also 2027.
Sofern es bei den aktuellen Eckpunkten überhaupt bleibt: Der Gesetzesentwurf – an die 400 Novellierungen sind nötig – sollte in den kommenden Tagen fertig sein. Geplant ist, dass das Schulautonomiepaket noch vor Weihnachten den Ministerrat passiert. Zu erwarten ist, dass Lehrervertreter und Bundesländer nicht mit allem ganz zufrieden sind – obwohl Hammerschmid betonte, dass man die Reform breit mit allen diskutiert habe.
Mehr Geld kosten soll das Schulautonomiepaket übrigens nicht. Die Sekretariate für die neuen Schulcluster sollen beispielsweise durch die Einsparungen bei den derzeitigen Direktoren und dann pädagogischen Leitern finanziert werden (siehe Artikel links).
Reform der Schulverwaltung folgt
Wenn das gesamte Gesetzesmaterial für die Autonomie vorliegt, werde man auch an weiteren Teilen der vor mehr als elf Monaten paktierten Bildungsreform arbeiten, kündigte Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) an. Das Autonomiepaket abzuwarten sei deshalb notwendig, weil da viele Gesetzesmaterien ineinandergreifen würden.
Als Nächstes soll die Schulverwaltung reformiert werden. Laut dem Bildungsreformpapier sollten neue Bildungsdirektionen die derzeitigen Landesschulräte ablösen – eine Reform, über die gleich nach der Einigung wieder gestritten wurde und die auf der anderen Seite von vielen als relativ wirkungslos kritisiert wurde. Auch die Modellregionen für die Gesamtschule, die bisher noch weit von einer Umsetzung entfernt sind, könnten dann angegangen werden. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)