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Nachrichten Meinung Magazin
Außenpolitik

Der Aufstieg des Unternehmers aus Queens

Mehrfach seit den 80er-Jahren hat Trump mit dem Gedanken gespielt, ein politisches Amt anzustreben. „Ich werde der erste sein, der damit Geld verdient“, unkte er vor 17 Jahren.
19.10.2016 um 17:14
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Hauptbild • (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)

Donald John Trump kommt am 14. Juni 1946 im New Yorker Stadtteil Queens zur Welt. Sein Vater Fred hat sich mit dem Bau von Zinskasernen in den ärmeren Gegenden von Queens und Brooklyn sowie mit Bauaufträgen für die US-Armee ein kleines Vermögen erarbeitet. Die Familie residiert in einem imposanten Anwesen, die beiden blauen Cadillacs tragen die Wunschkennzeichen „FT1“ und „FT2“. Doch Fred hat auch eine dunklere Vergangenheit: in einem Bericht der „New York Times“ aus dem Jahr 1927 wird die Verhaftung eines Fred Trump vermeldet, der auf Seiten des Ku Klux Klan an einer Schlägerei teilgenommen hat. Bis heute verhüllen die Trumps unangenehmere Aspekte ihrer Familiengeschichte: Donald erzählte jahrelang, sein Großvater Friedrich war 1885 aus dem pfälzischen Kallstadt in die USA ausgewandert, doch weil es ab dem Ersten Weltkrieg in New York nicht wohl gelitten war, Deutscher zu sein, erklärte Fred Trump, die Familie stamme aus Schweden. Donalds Mutter Mary Anne MacLeod ist Immigrantin aus Schottland.

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Fred ist ein strenger Vater, doch Donald schlägt stets über die Stränge. Mit 13 Jahren schickt er ihn auf die New York Military Academy, eine von ehemaligen Offizieren mit militärischer Strenge geführte Privatschule für die Söhne reicher New Yorker. Trump tut sich in allerlei Sportarten hervor, seine Klassenkameraden bewundern ihn dafür, dass er stets hübsche Mädchen als Gäste zu Schulveranstaltungen mitbringt. Die beiden bekanntesten Absolventen außer Trump sind der Komponist Stephen Sondheim und John A. Gotti, der einstige Kopf des Gambino-Clans, einer berüchtigten New Yorker Mafiaorganisation. Im Herbst 2015 schloss die Academy nach 126 Jahren; die Nachfrage nach militärisch rigiden Knabeninternaten war zu stark geschrumpft.

(c) EPA (Peter Foley)

Nach seinem Schulabschluss 1964 inskribiert Trump zwei Jahre lang an der Fordham University in der Bronx, arbeitet aber hauptsächlich in der Firma seines Vaters mit und genießt das Leben als junger reicher Playboy (bald hat er einen Bentley mit dem Kennzeichen „DJT“). Den Kriegsdienst in Vietnam erspart sich der passionierte Sportler durch ein ärztliches Attest, wonach sein Fersensporn in untauglich mache. Vier neuerliche Einberufungsbefehle kann er dadurch abwehren, dass er nach Fordham an der Wharton School of Finance and Business an der University of Pennsylvania studiert. 1968 schließt er mit einem Bachelor ab. Seither rühmt er sich, eine der weltbesten Ausbildungen genossen zu haben. Doch in einem Rechtsstreit mit dem Journalisten Timothy O'Brien kann er vor Gericht nicht einmal erklären, was allgemein anerkannte Buchhaltungsgrundsätze sind.

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Queens wird dem jungen Trump bald zu klein. In Manhattan sucht er Anschluss zum Jetset, und eines Abends lernt er im berühmten Club Studio 54 den Rechtsanwalt Roy Cohn (im Bild zweiter von rechts) kennen. Cohn war die rechte Hand des reaktionären Senators Joseph McCarthy (im Bild zweiter von links) während dessen antikommunistischen Schauprozessen in den 1950er-Jahren. Cohn, der heimlich homosexuell ist und später an AIDS sterben wird, ist in New Yorker Anwaltskreisen gefürchtet. Er und Trump schließen Freundschaft, Cohn wird Trumps Ziehvater – und hilft ihm in den 1970er- und 1980er-Jahren kraft seiner Kontakte zur Mafia, welche damals mehrere Gewerkschaften kontrolliert, Streiks und ähnliche Unannehmlichkeiten auf seinen Baustellen zu vermeiden.

(c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)

1979 beginnt Trump, im Herzen Manhattans an der Fifth Avenue sein Denkmal zu bauen: den 58-stöckigen Trump Tower (Trump selbst bewirbt ihn als 68-stöckig, doch das kann er nur tun, weil er zehn Etagen auf dem Papier dazuerfunden hat). Um das alte Kaufhaus Bonwit Teller abzureißen, engagiert er eine Truppe illegal in den USA aufhältiger Polen. Als er den Männern, die ohne Helme und Atemschutz rund um die Uhr im Schichtdienst arbeiten, monatelang den Lohn schuldig bleibt, ziehen sie vor Gericht Mehr als ein Jahrzehnt später bekommen sie Recht; eine Anekdote, die Trump heute ungern hört. (Im Bild: "Die Visionäre" des Trump Towers, links mit Donald Trump)

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Trump heiratet 1977 seine erste Frau, das tschechoslowakische Mannequin Ivana Zelníčková. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Donald Jr., Ivanka und Eric. 1992, nach einem epochalen Rosenkrieg, der allerlei peinliche Details aus dem Intimleben der beiden offenbart, erfolgt die Scheidung.

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Der Grund für die Scheidung von Ivana ist das 26-jährige Society-Girl Marla Maples. Seit 1989 haben sie und Donald eine Affäre, 1993 heiraten sie, im selben Jahr kommt die Tochter Tiffany zur Welt. Es ist auch unternehmerisch eine stürmische Zeit für Trump. Nach einer rauschartigen Welle von Immobilienkäufen steigt er Ende der 1980er-Jahre groß ins Casinogeschäft in Atlantic City ein. Doch damit übernimmt er sich gewaltig: 70 Banken, bei denen er verschuldet ist, kommen nach langen Beratschlagungen zum Schluss, dass Trump ihre Forderungen von rund drei Milliarden Dollar eher begleichen kann, wenn er nicht in Privatkonkurs geht, sondern unter Verwendung seines Markennamens diverse Liegenschaften bewerben kann. Trump entgeht somit dem Bankrott – anders als die Casinos, die bis zum Schluss seinen Namen tragen. Anfang Oktober erst hat das Trump Taj Mahal endgültig geschlossen. Trump hatte es bei der Eröffnung als „achtes Weltwunder“ bezeichnet.

REUTERS

Die Ehe mit Marla Maples hält, zumindest auf dem Papier, sechs Jahre. 1999 lassen sich die beiden scheiden, denn Trump hat, neben zahlreichen Affären, schon die nächste Heiratskandidatin im Visier. Das slowenische Fotomodell Melanija Knavs, 24 Jahre jünger als Trump, wird 2005 seine dritte Frau. Ein Jahr später kommt Sohn Barron zur Welt.

(c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuter)

Abgesehen von Golfclubs baut Trump schon seit Jahren nichts mehr. Dafür vermarktet er fast alles: von Steaks über Krawatten und Billiganzüge bis zu angeblichen Immobilienmanagerkursen im Rahmen seiner „Trump University“. Sie muss bald schließen, weil ihr die Zulassung fehlt und sich bald herausstellt, dass sie in Wahrheit nur ein Strukturvertrieb zum Verkauf der teuren Kurse ist. Doch Trump gelingt es, sich im Jahr 2004 neu zu erfinden: im Fernsehen, als Reality-Fernsehstar der Show „The Apprentice“. Bis zur Erklärung seiner Präsidentschaftskandidatur mimt Trump den harten Boss – und formt damit bei vielen Fernsehzuschauern selbiges Image.

(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)

Mehrfach seit Ende der 1980er-Jahre hat Trump mit dem Gedanken gespielt, ein politisches Amt anzustreben: die Präsidentschaft, den Gouverneursposten von New York. „Ich werde der erste sein, der damit Geld verdient“, unkte er im Jahr 2000. 2011 steigt er kurzzeitig erstmals in den Ring, als er in Umfragen vor Beginn der republikanischen Vorwahlen voran liegt. Trump beginnt dann, das nachweislich falsche Gerücht zu fördern, Präsident Barack Obama sei nicht in den USA geboren und somit widerrechtlich im Amt. Erst fünf Jahre später, in der Endphase des Wahlkampfes, hat er sich widerwillig davon distanziert.

(c) REUTERS (� POOL New / Reuters)

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