Russisches Virtuosentum in Wiener Sälen

(c) FABRY Clemens
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Dirigient Vladimir Jurowski begeisterte im Konzerthaus, Pianist Andrei Korobeinikov im Musikverein.

Alexander Gauk und Jewgeni Swetlanow waren die bekanntesten Dirigenten des seit 80 Jahren bestehenden Staatlichen Sinfonieorchesters Russland. Vasily Petrenko fungiert ab dieser Saison als Erster Gastdirigent, Chefdirigent ist seit 2011 Vladimir Jurowski, seit 2007 in dieser Position auch bei London Philharmonic und Principal Artist des Orchestra of the Age of Enlightenment. Unter seiner Leitung brachten die russischen Musiker anlässlich ihres Gastspiels im Konzerthaus eine österreichische Erstaufführung mit: „Die Eisengießerei“ des hierzulande kaum bekannten Vsevolod Zaderatsky.

Das effektsichere Orchestertableau orientiert sich hörbar an Alexander Mossolows gleichfalls von Maschinenklängen inspiriertem gleichnamigen Werk. Eine passende Einstimmung in die ebenso zu kräftiger Lautstärke anschwellende, formal an Mahler angelehnte Achte Symphonie von Schostakowitsch, in der Jurowski an der Spitze seiner glänzend vorbereiteten Musiker auch die lyrischen Passagen nicht zu kurz kommen ließ, erst recht aber die pointierte Rhythmik herausarbeitete.

Tschaikowsky subtil interpretiert

Exakt assistierte man dem norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes, der den schwierigen Solopart von Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4 technisch makellos und mit viel Einfühlungsvermögen in die komplexe Melodik gestaltete. Weit weniger bekannt ist in Wien der 30-jährige Russe Andrei Korobeinikov. Er hat in Moskau und London studiert, erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen und sich in weiten Teilen Europas und in Japan als Solist und Kammermusiker einen Namen gemacht.

Nach seinem Auftritt im Symphoniker-Zyklus des Musikvereins mit der Urfassung von Tschaikowskys b-Moll-Konzert wird er hier gewiss bald wieder zu hören sein. Denn er begeisterte nicht nur mit seiner manuellen Meisterschaft und differenzierten Anschlagskultur, sondern auch mit seiner Sensibilität. Mit Vladimir Fedosejew und den Wiener Symphonikern, die anschließend eine in jeder Hinsicht mustergültige „Sechste Tschaikowsky“ musizierten, hatte Korobeinikov zudem die besten Partner, die er sich für seine subtile Interpretation wünschen konnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2016)

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