Fischer lobt Obama: "Wirklich eine neue Seite aufgeschlagen"

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Obamas Bekenntnis des zur gemeinsamen Lösung der Weltprobleme schaffe "neue Möglichkeiten", sagt Bundespräsident Fischer. Zum Gaddafi-Eklat meint er: Die UNO hält das aus.

Bundespräsident Heinz Fischer hat die erste Rede von US-Präsident Barack Obama vor der UNO-Vollversammlung als "wirklich bemerkenswert" gelobt. "Es ist eine neue Seite aufgeschlagen worden", schilderte Fischer am Mittwochabend im Gespräch mit der "Zeit im Bild" seinen Eindruck nach Obamas ausdrücklichem Plädoyer für den Multilateralismus.

Frühere amerikanische Präsidenten hätten "oft vor allem nur den Krieg gegen den Terrorismus abgehandelt und die führende Rolle der Vereinigten Staaten unterstrichen", spielte Fischer in der "ZIB 2" auf Amtsvorgänger George W. Bush an. Obama dagegen habe "wirklich die Hand ausgestreckt (...) in Richtung vieler Problemzonen". Er habe akzeptiert, dass man große Probleme nur gemeinsam lösen könne und einen neuen Ton angeschlagen, sagte der Bundespräsident.

Auch beim gemeinsamen Mittagessen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, Russlands Präsident Dmitri Medwedew und anderen Staatschefs habe am Tisch "die Meinung vorgeherrscht, dass wir eine neue Chance haben und dass der amerikanische Präsident eine neue Einstellung zu den Vereinten Nationen" mitbringe, sagte Fischer.

Ad Gaddafi: "Die UNO hält das aus"

Zu dem Eklat, für den Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi am Mittwoch mit seiner ausufernden Rede gesorgt hatte, sagte Fischer: "Es hat in der Geschichte der UNO immer Staatsoberhäupter und Delegationsvertreter gegeben, die sich auf diese Art profilieren wollten, und die UNO hat das ausgehalten."

Die UNO sei eine demokratische Organisation, in der Redefreiheit herrsche. Allerdings hätten selbst arabische Staatsoberhäupter den Kopf geschüttelt, als Revolutionsführer Gaddafi eineinhalb Stunden lang gegen die UNO und den Sicherheitsrat gewettert und die UNO-Charta zerrissen hatte.

Österreich boykottiert Ahmadinejad nicht

Österreich hat sich Fischers Worten zufolge gegen einen grundsätzlichen Boykott von Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad bei der Generaldebatte entschieden, wie ihn Israel gefordert hatte. "Es hat, soviel ich weiß, verschiedene Absprachen gegeben", so der Bundespräsident.

Das Motto der Schweizer sei etwa, "wir werden nicht kleinlich sein, aber uns auch nicht alles gefallen lassen". Im anhaltenden Streit mit Bern hatte Tripolis die Aufteilung der Schweiz auf die Nachbarstaaten bei der UNO aufs Tapet bringen wollen. Auch die EU werde nicht alles tolerieren und "ab einer gewisse Reizschwelle keine Zuhörerkulisse mehr bilden", kündigte Fischer an.

(APA)

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