Eklat vor UNO: Ahmadinejad wirft Israel Völkermord vor

Mahmoud Ahmadinejad
Mahmoud Ahmadinejad(c) AP (Richard Drew)
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Aus Protest gegen die Hasstirade des iranischen Präsidenten gegen Israel verließen zahlreiche Delegierte den Saal. Die Vertreter Österreichs blieben hingegen sitzen.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat mit einer Hasstirade gegen Israel für einen Eklat in der UN-Vollversammlung gesorgt. Er nannte das Vorgehen gegen die Palästinenser "Völkermord" und warf den Juden vor, die internationale Politik zu dominieren.

Israel boykottierte die Sitzung am Mittwochabend (Ortszeit) in New York. Zahlreiche andere Teilnehmer verließen den Saal während der Rede des iranischen Präsidenten. Neben den USA zogen sich unter anderem auch die Delegationen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Dänemark und Ungarn aus Protest zurück. Die Vertreter Österreichs blieben hingegen während Ahmadinejads Rede im Saal, wie der "ORF" berichtete. Dafür hagelte es am Donnerstag Kritik.

Holocaust geleugnet

Ahmadinejad hatte schon im Vorfeld seines New-York-Besuchs für Protest gesorgt, als er bei einer Versammlung in Teheran erneut den Holocaust leugnete. Um das hermetisch abgesperrte UN-Gebäude gab es den ganzen Tag über Protestdemonstrationen von Menschenrechtsgruppen.

In seiner von langen religiösen Ausführungen durchsetzten Rede griff Ahmadinejad auch die USA und die Vereinten Nationen scharf an. Ohne Israel ausdrücklich zu nennen, sagte er: "Es ist nicht länger akzeptabel, dass eine kleine Minderheit die Politik, Wirtschaft und Kultur großer Teile der Welt durch ihre komplizierten Netzwerke beherrscht und eine neue Form der Sklaverei betreibt."

Auf den Streit um das Atomprogramm seines Landes ging Ahmadinejad mit keinem Wort ein. Er versicherte nur allgemein, Teheran wolle sich "konstruktiv" daran beteiligen, internationale Probleme und Herausforderungen anzugehen. Die umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen nannte er "glorreich und voll demokratisch".

Israel verurteilte die Rede Ahmadinejads am Donnerstag als antisemitisch. Die israelische UNO-Botschafterin Gabriela Shalev sagte dem israelischen Rundfunk, die Hassrede Ahmadinejads beweise erneut die Gefahr, die von dem Iran ausgehe. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu werde bei seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen am Abend die iranische Bedrohung belegen und beweisen, dass es keine Alternative für ein sofortiges und entschlossenes Vorgehen gebe.

Auch Gaddafi sorgte für Eklat

Vor Ahmadinejads Auftritt hatte am Mittwoch schon des libysche Staatschefs Muammar al-Gaddafi für Aufregung gesorgt, als er dem Sicherheitsrat "Terrorismus" vorwarf und vor aller Augen ein Exemplar der UN-Charta einriss und später zu Boden warf.

Am Donnerstag sollte bei den Vereinten Nationen das Thema atomare Abrüstung im Mittelpunkt stehen. Obama wollte dazu als erster US- Präsident eine Sitzung des Sicherheitsrats leiten, dem derzeit auch Österreich angehört. Zudem war eine zweitägige Konferenz von rund hundert Außenministern aus aller Welt geplant. In der Vollversammlung standen unter anderem Reden von Vertretern Israels, Afghanistans und des Irak auf dem Programm.

(Ag.)

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