Ilse Rollett, die Direktorin der AHS Rahlgasse, will nicht ohne Lehrer, Eltern und Schüler bestimmen.
Einiges an dem Schulautonomiepaket findet Direktorin Ilse Rollett gut. Eines aber gar nicht: dass Lehrer, Eltern und Schüler weniger Mitspracherecht bekommen sollen und sie als Direktorin teilweise allein entscheiden muss. „Ich halte nichts von einer autoritären Amtsführung. So knallhart wie in der Privatwirtschaft sind wir Direktoren nicht“, sagt die Schulleiterin der AHS Rahlgasse im sechsten Bezirk in Wien.
Sie habe immer das Einvernehmen mit dem Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) gesucht – und auch so seien viele innovative Dinge entstanden. Rollett hat in ihrer Schule ein eigenes Schulfach mit dem Titel GUS geschaffen. Die Jugendlichen lernen dabei über die Themen Gender, Umwelt und Soziales. Auch jetzt wurden in der Schule schon viele Stunden geblockt. Es hat also vermehrt Doppelstunden gegeben. Ganz einfach waren diese Umschichtungen bis jetzt aber nicht. „Der Rahmen war schon relativ eng. Ich suchte quasi die Freiräume“, sagt Rollett.
Durch das Autonomiepakt erhofft sich die 55-jährige gelernte Deutsch- und Italienischlehrerin weniger bürokratische Hürden. In den von der Lehrergewerkschaft am schärfsten kritisierten Punkt setzt sie – bei aller Befürchtung des Einsparens – große Hoffnung: Rollett freut sich über die Aufhebung der Klassenschülerhöchst- und Teilungszahlen. Dann kann die Schule entscheiden, wie viele Schüler zu welchem Zeitpunkt in einer Klasse sitzen. Größere Vorlesungen und kleinere Lerngruppen „werden die Zukunft sein“. Schwierig sei, dass das Lehrerdienstrecht weiter nicht zu so einer Form des Unterrichts passe. „Ich hätte mir schon lang ein Jahresarbeitszeitmodell anstatt des Stundenzählens gewünscht“, sagt Rollett, die das Gymnasium mit seinen rund 700 Schülern und 75 Lehrern seit fünf Jahren führt.
Von einer objektiveren Direktorenauswahl hält Rollett viel. Sie habe es zwar ohne politischen Rückhalt in das Amt geschafft. Das sei aber nicht die Regel. „Mein Gott, das ist ein offenes Geheimnis. Wir sind in Österreich.“ j.n.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2016)