Netanyahu zu UN-Vertretern: "Haben Sie keinen Anstand?"

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USA UN GENERAL ASSEMBLY(c) EPA (Peter Foley)
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Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu attackiert jene UN-Vertreter, die die Rede des iranischen Präsidenten Ahmadinejad bei der UN-Vollversammlung nicht boykottierten. Er beschuldigte die UN der Parteilichkeit.

Auf die antisemitischen Vorwürfe des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad vor der UN-Vollversammlung hat Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu mit einer Attacke auf die Vereinten Nationen reagiert. Er beschuldigte die Weltorganisation am Donnerstag in New York der Parteilichkeit und Ungerechtigkeit. "Wollen Sie an der Seite Israels stehen oder an der Seite von Terroristen?", rief er den Vertretern der 192 Mitgliedsländer zu.

Ahmadinejad hatte am Vortag das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser im Gaza-Streifen als Völkermord bezeichnet und den Juden vorgeworfen, die internationale Politik zu dominieren. Netanyahu konterte, der Goldstone-Bericht zur israelischen Offensive in Gaza sei einseitig und ungerecht. "Das ist eine Verdrehung der Wahrheit, eine Perversion der Gerechtigkeit."

"Haben Sie keinen Anstand?"

Persönlich griff Netanyahu auch die UN-Vertreter an, die Ahmadinejads Rede nicht boykottiert hatten. "Haben Sie keine Scham? Haben Sie keinen Anstand?", rief er. Die Delegierten hätten damit einem Mann das Podium überlassen, der den Tod von sechs Millionen Juden während des Holocaust leugne.

Zum Beleg hielt der Regierungschef einen Plan des NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau hoch. "Sind diese Pläne eine Lüge? Sind die Häftlingsnummern, die viele von uns noch auf dem Arm eintätowiert haben, eine Lüge?"

Vergleich mit dem zweiten Weltkrieg

Netanjahu sprach von „primitivsten Fanatikern“ und betonte die Gefahr durch Irans Atomprogramm. Die Weltgemeinschaft müsse die "Tyrannen von Teheran" daran hindern, sich die Atombombe zu beschaffen, sagte Netanyahu. Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor zu einer atomwaffenfreie Welt aufgerufen. Er zog einen Vergleich zum Zweiten Weltkrieg und der heutigen Lage: Gehe es nach vielen Staaten, würden die damaligen Alliierten, die Deutschland niederrangen, als Kriegsverbrecher dastehen, und nicht die, die den Krieg begonnen hätten.

Zugleich versicherte der Regierungschef: "Ich, meine Regierung und mein Volk wollen Frieden. Aber wir wollen dauerhaften Frieden." Dies sei nicht möglich, weil die Araber bis heute den jüdischen Staat nicht anerkannt hätten.

Japan will dauerhaften Sitz

Zuvor hatte der neue japanische Regierungschef Yukio Hatoyama den Vereinten Nationen eine verstärkte Zusammenarbeit zugesagt und einen ständigen Sitz für sein Land im Sicherheitsrat gefordert.

"Japan will alles dafür tun, um eine Brücke für die Welt zu werden: zwischen Orient und Okzident, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und zwischen verschiedenen Zivilisationen", sagte Hatoyama, der erst vergangene Woche zum Ministerpräsidenten der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt gewählt worden war.

(Ag. )

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