UNO: Versöhnlicher Chavez, hilfesuchender Irak

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USA UN GENERAL ASSEMBLY(c) EPA (Peter Foley)
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Statt nach Schwefel riecht es nach Hoffnung, erklärte Venezuelas Präsident. Lob gab es für Fidel Castro. Iraks Präsident Talabani forderte von der UNO Untersuchungen zu den Terroranschlägen in seinem Land.

Der Teufel ist weg: Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat sich in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung versöhnlich gezeigt und seine Kritik an den USA etwas zurückgeschraubt. Ganz anders als bei seinem letzten Auftritt bei den UN 2006, als er zürnte, es rieche nach Schwefel und daraufhin den damaligen US-Präsidenten George W. Bush als "Teufel" bezeichnete. Dessen Nachfolger Barack Obama kam am Donnerstag ungleich besser weg: "Es riecht nicht nach Schwefel. Es ist weg. Es riecht nach etwas anderem. Es riecht nach Hoffnung", sagte Chávez.

Lob für Fidel Castro

In seiner 57 Minuten langen Rede erwähnte der linksgerichtete Präsident seinen Freund, den früheren kubanischen Staatschef Fidel Castro, allerdings deutlich häufiger als Obama. Den Kapitalismus geißelte Chávez in scharfen Worten, zudem forderte er ein Ende des Imperialismus - womit er in der Regel die USA verbindet. Obama warf er vor, viele schöne Versprechungen zu machen, diese jedoch nicht umzusetzen. Doch allzu hart wollte er den neuen Mann in Washington nicht angehen. "Ich will ihn nicht persönlich angreifen", sagte er später auf einer Pressekonferenz.

Externe Kräfte destabilisieren Irak

Der Irak hat die Vereinten Nationen um eine unabhängige Aufklärung der jüngsten Terroranschläge im Land gebeten. Der irakische Staatspräsident Jalal Talabani sagte am Donnerstag (Ortszeit) vor der UN-Vollversammlung in New York, die Anschläge hätten ein solches Ausmaß erreicht, dass man von einer Planung und Steuerung durch "externe Kräfte" ausgehen müsse. Er bitte deshalb um die Untersuchung durch eine unabhängige Kommission. Die Verantwortlichen müssten vor ein internationales Sondergericht gestellt werden.

Terror ist Völkermord

Der Irak war trotz vieler wirtschaftlicher und politischer Fortschritte in der vergangenen Zeit von zahlreichen Attentaten erschüttert worden. Die bisher schlimmste Anschlagsserie forderte am 19. August in der Hauptstadt Bagdad mehr als 90 Tote und über 500 Verletzte. Talabani sagte: "Diese kriminellen Akte und die große Zahl der Opfer haben eine Stufe erreicht, die Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bedeutet. Sie müssen nach internationalem Recht bestraft werden." Zugleich versicherte der Präsident, sein Land wolle sich so schnell wie möglich wieder als volles Mitglied der internationalen Gemeinschaft einbringen.

(Ag.)

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