Investmentfonds: Die Mischung macht's

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Fonds, die mehrere Anlageklassen wie Aktien und Anleihen unter einem Dach vereinen, sind bei heimischen Anlegern äußerst beliebt. Der Grund: Das Risiko wird durch die Streuung minimiert.

Wien. In den vergangenen Jahren haben heimische Fondsinvestoren ein neues Lieblingsprodukt für sich entdeckt: Mischfonds. Von den rund fünf Milliarden Euro, die 2015 in heimischen Investmentfonds angelegt wurden, flossen nicht weniger als 4,4 Milliarden Euro in die Fonds, die in Aktien und Anleihen sowie anderen Anlageklassen – und somit breit – investieren. Zum Ende des heurigen ersten Quartals entfielen bereits 42 Prozent des heimischen Fondsvermögens auf Mischfonds und damit ungefähr so viel wie auf Anleihenfonds (44 Prozent) – Tendenz weiter steigend.

In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Laut dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) wurde im Vorjahr die Rekordsumme von rund 39 Milliarden Euro in einschlägige Publikumfonds investiert. Detail am Rande: Sämtliche Investmentfonds, die in Deutschland für Privatanleger zugänglich sind, haben über denselben Zeitraum Zuflüsse in der Höhe von rund 72 Milliarden Euro verzeichnet. Gefragt waren unter deutschen Anlegern vor allem Mischfonds, die einen etwas höheren Aktienanteil aufweisen.

„In einem Kapitalmarktumfeld mit großen Unsicherheiten war es für Anleger immer schwieriger, eine passende Allokation zwischen Anleihen und Aktien zu finden“, nennt Albert Reiter, Geschäftsführer des unabhängigen Fondsanalysehauses e-fundresearch.com, einen der Gründe für die starke Nachfrage nach Mischfonds. Viele Investoren würden zwar erkennen, dass mit Staatsanleihen nur mehr sehr geringe Renditen zu erwirtschaften sind, sie hätten jedoch zu viel Angst vor Veranlagungen in Aktien. Zusätzlich werden Investmententscheidungen an einen Fondsmanager delegiert.

Verluste reduzieren

„Mit einem guten Mischfonds kann man die Verluste, die mit Aktien verbunden sind, auf ein erträgliches Ausmaß reduzieren und auch, was die längerfristige Performance betrifft, dranbleiben“, sagt Leo Willert, Geschäftsführer von Arts Asset Management. Er weist darauf hin, dass es praktisch keinen Aktienindex gibt, der zu irgendeinem Zeitpunkt nicht schon rund 50 Prozent an Wert verloren habe. Allein der breite Aktienindex MSCI World ist zwischen 2000 und 2010 zwei Mal um die Hälfte eingebrochen – was im Übrigen in der Geschichte des Index noch nie vorgekommen ist.

„Die Herausforderung ist, dass hohe Verluste auch aus rein mathematischer Hinsicht problematisch und oftmals mit langen Erholungsphasen verbunden sind“, sagt Willert weiter. Um einen Rückschlag von 20 Prozent aufzuholen, benötige man etwa ein Plus von 25 Prozent, bei einem Verlust von 50 Prozent gar von hundert Prozent. Nur wenige Anleger hätten die Nerven bzw. das psychologische Risikoprofil sowie die finanziellen Mittel, solche Durststrecken durchzustehen. Nachsatz des Experten: „Buy-and-Hold-Strategien (mit denen man Aktien lang hält, Anm.) haben langfristig – auch in der Theorie – weiterhin Sinn, allerdings schlägt keiner den breiten US-Aktienindex Standard and Poor's 500 über 25 Jahre.“

Unterschiedliche Ansätze

Was genau ein Mischfonds ist, ist per definitionem jedenfalls nicht genau festzuhalten. Neben Aktien und Anleihen können sie sich unter anderem auch aus Geldmarkttiteln, Immobilien und Rohstoffen zusammensetzen. Mit einer breiten Streuung verschiedener Kapitalmarktprodukte – sowie einem optimierten Risiko-Ertrag-Profil – kann letztlich auch Ausfallrisken besser entgegengewirkt werden. Die Strategien, mit denen Mischfonds gemanagt werden, können sich dabei je nach Produkt unterscheiden. So gibt es Fonds, die einen Multi-Strategy-Ansatz verfolgen (bei dem verschiedene Strategien angewandt werden), Absolute-Return-Fonds (Anstreben einer marktunabhängigen Rendite) und Liquid Alternatives (bei diesen können etwa über den Einsatz von Derivaten unterschiedliche Renditequellen erschlossen werden).

Der springende Punkt ist bei Mischfonds die Gewichtung der verschiedenen Assetklassen. Der von Arts Asset Management gemanagte Dachfonds C-Quadrat Arts Total Return Balanced kann etwa bis zu 50 Prozent in Aktienfonds und bis zu hundert Prozent in Anleihen- und Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds investieren. Wie Willert erklärt, sei der Fonds im Jahr 2008 über mehrere Monate hinweg zu hundert Prozent in Anleihen investiert gewesen. „Auch heuer belief sich die Anleihenquote zwischen Ende Jänner und Anfang Februar bei hundert Prozent.“

Entscheidungen werden jeweils auf Basis eines Computermodells getroffen, das Trends ausmacht. „Je stabiler ein Trend auf dem Aktienmarkt ist, desto höher ist auch die Aktienquote im Fonds“, so Willert. Die Performance des C-Quadrat Arts Total Return Balanced kann sich durchaus sehen lassen: Seit der Auflage Ende 2003 hat der Mischfonds eine durchschnittliche jährliche Performance von plus fünf Prozent erzielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2016)

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