Gewerbeordnung: Gewerkschafter auf Wirtschaftskammer-Linie

Baugewerkschaftschef Josef Muchitsch sorgt sich um die Qualität der Lehre.
Baugewerkschaftschef Josef Muchitsch sorgt sich um die Qualität der Lehre.APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Der SPÖ-Gewerkschafter Muchitsch kritisiert den eigenen Klubobmann in der "Kleinen Zeitung" indirekt wegen der geplanten Liberalisierung mancher Gewerbe.

Der oberste Baugewerkschafter, Josef Muchitsch (SPÖ), hat seine Sorgen bezogen auf die geplante Modernisierung der Gewerbeordnung untermauert. Die "Kleine Zeitung" (Dienstagsausgabe) zitiert ihn damit, dass es seine Angst sei, "dass die Gewerbeordnung so liberalisiert ist, dass das Gewerbe nicht mehr geordnet ist - und die Gewerbeordnung nicht mehr den Namen verdient".

"Wenn wir etwa den Friseurberuf liberalisieren, wird es keinen Friseur mehr geben, der Qualität anbietet", sorgt sich Muchitsch beispielsweise. Er räumt dem Zeitungsbericht zufolge auch ein, dass er in der Gewerbeordnungsfrage am selben Strang ziehe wie die Sparte Gewerbe und Handel in der Wirtschaftskammer. In der "Kleinen" räumt Muchitsch auch ein, dass ein kritisches Inserat zum umstrittenen Gewerbeordnungsthema, das heute in der "Kronen Zeitung" erschienen war, von der Wirtschaftskammer finanziert worden sei. Im Inserat sorgte sich Muchitsch über die Qualität der Lehre, deren bewährtes Rezept man nicht einfach aufgeben dürfe.

Dass sein eigener SPÖ-Klubobmann, Andreas Schieder, wiederholt die Halbierung der reglementierten Gewerbe gefordert hat, kritisiert Muchitsch - zumindest indirekt: "Es kann doch nicht sein, dass man mit dem Taschenrechner die Gewerbeordnung reformiert und vom Schreibtisch aus irgendwelche Vorgaben fixiert. Das sollte man doch den Experten und Praktikern überlassen."

Reform noch nicht fertig ausverhandelt

Bei der von der Regierung groß angekündigten Entrümpelung der Gewerbeordnung spießt es sich wie berichtet bei wesentlichen Punkten. So ist die Reform der reglementierten Gewerbe weiter offen, wie es am Montag aus Verhandlerkreisen zur APA hieß. Geplant ist, dass der Ministerrat am Mittwoch einen Entwurf in Begutachtung schickt. Was darin stehen wird, ist noch in Verhandlung.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat dem Regierungspartner SPÖ seine Vorschläge übermittelt. Dort ist man mit den Reformwillen dem Vernehmen nach aber noch nicht zufrieden. Was Mitterlehner vorschlägt, entspreche nicht dem Ministerratsvortrag vom 5. Juli. Darin war die Rede von einer "Überprüfung" der reglementierten Gewerbe.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Friedhofsgärtnerein zählen zu Teilgewerben
Österreich

Gewerbeordnung: Das Aus für Teilgewerbe

Im Zuge der Gewerbeordnung werden von 21 Teilgewerben 19 gestrichen; zwei kommen in die reglementierten Gewerbe.
MINISTERRAT - DEBRIEFING: KERN / MITTERLEHNER
Österreich

Was vom New Deal übrig blieb

Die Reform der Gewerbeordnung wurde ein Reförmchen. Auch andere Punkte der geplanten Wachstumsoffensive fehlen noch. Am schnellsten einigte sich die Regierung auf neue Förderungen.
MINISTERRAT - DEBRIEFING: KERN / MITTERLEHNER
Österreich

Regierung einigt sich auf Gewerbeordnung

Die groß angekündigte Reform bleibt aus: Die 80 reglementierten Gewerbe werden nicht reduziert. 19 teilreglementierte Gewerbe sind nun frei.
Österreich

Gewerbeordnung: Ringen bis zur letzten Minute

SPÖ und ÖVP verhandelten auch am Allerheiligentag über die Gewerbeordnung. In der SPÖ fliegen die Fetzen. Der oberste Baugewerkschafter, Josef Muchitsch (SPÖ), greift die SPÖ-Parteispitze an.
Österreich

Die abgesagte Wirtschaftsreform

Eine Modernisierung der Gewerbeordnung versprach die Regierung. Vom großen Wurf ist das Papier, das dieser Tage präsentiert wird, wohl weit entfernt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.