Digitalisierung bedroht fast jeden zweiten Job in Österreich

Vorfuehrung Industrie Roboter der Firma KUKA gefertigt fuer die DLR bei einem Presse Termin in der N
Vorfuehrung Industrie Roboter der Firma KUKA gefertigt fuer die DLR bei einem Presse Termin in der Nimago/reportandum
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Die Automatisierung gefährdet hierzulande einer Studie zufolge in den nächsten 25 Jahren knapp die Hälfte aller Jobs. Der heimische Wohlstand steht auf dem Spiel.

Das Szenario der menschenleeren Fabriken rückt immer näher. Dass Roboter immer besser und effizienter werden, gilt als unbestritten. A.T. Kearney sieht einer Studie zufolge in den nächsten 25 Jahren durch die Digitalisierung 44 Prozent aller österreichischen Arbeitsplätze bedroht. Alleine von den 1,8 Millionen Arbeitsplätzen in der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen seien 42 Prozent - also über 750.000 - gefährdet, so die Autoren. Sowohl niedrig qualifizierte als auch hochqualifizierte Arbeitskräfte werden durch die Automatisierung gleichermaßen ersetzt, so Achim Kaucic, Studien-Co-Autor, in einer Aussendung.

Ähnliche Zahlen hatte eine Studie im Herbst für Deutschland prognostiziert. Dort weisen ein Viertel aller Jobprofile ein hohes Automatisierungsrisiko in den nächsten beiden Jahrzehnte auf. Der mögliche Effekt für den Arbeitsmarkt ist drastisch, weil in diesen Bereichen 17,2 Mio. Männer und Frauen beschäftigt sind – das sind 45 Prozent aller Beschäftigten. Noch höher fallen die Zahlen für die Schweiz aus. Im Auftrag von «ECO» hat das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte Automatisierungs-Prognosen für den Schweizer Arbeitsmarkt erstellt. Die Studie kommt zum Schluss, dass in den kommenden beiden Jahrzehnten 48 Prozent der Beschäftigten in der Schweiz durch Automatisierung ersetzt werden könnten.

Neue Produkte als Chance

Für A.T Kearney sei vorrangig, durch die Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen neue Arbeitsplätze zu kreieren. Die Berater erwarten, dass bis 2040 bis zu 30 Prozent der Wirtschaftsleistung damit erwirtschaftet werden muss, um das Wohlstandsniveau in Österreich zu erhalten. Die Digitalisierung biete dabei die Chancen, den Wandel erfolgreich zu gestalten.Einerseits würden neue Arbeitsplätze im Sozialbereich, in Bildung und Softwareentwicklung entstehen, anderseits werde ein Teil durch die Verkürzung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit, durch den Ausbau von Teilzeit, Bildungsurlauben und Auszeiten erfolgen.

Digitalisierung ist der größte Entwicklungsschub für die Industrie seit der industriellen Revolution. Dafür müssen aber Unternehmen, Politik und Wissenschaft aktiv den notwendigen Umbau der österreichischen Wirtschaft einleiten und vorantreiben", so Studienautor Florian Haslauer von A.T. Kearney Österreich. Mehr als 30.000 heimische Industrieunternehmen stünden vor Disruptionen in den traditionellen Arbeitswelten, der Standort Österreich verliere zunehmend an Attraktivität. Denn Österreich sei nach wie vor ein Industrieland, heute werde rund die Hälfte der Wertschöpfung von der Industrie generiert.

(c) A.T. Kearney

Die heimischen Industrieunternehmen stünden der Digitalisierung grundsätzlich positiv gegenüber. Für dreiviertel der befragten Unternehmen überwiegen die Chancen, für praktisch keinen der Befragten überwiegen die Risiken. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte, in der Implementierung neuer Technologien und in der Erhöhung der Produktivität wird viel Potenzial gesehen.

(c) A.T. Kearney

Doch eine große Chance der Digitalisierung, nämlich den Eintritt in fremde Branchen, lassen die Unternehmen aus. Nur acht Prozent der befragten Firmen erkennen einen möglichen Effekt. Daher werde auch das Szenario von der Mehrheit der Befragten unterschätzt, dass sich durch den Eintritt branchenfremder Unternehmen der Wettbewerb für ihr Unternehmen deutlich verschärfen werde, so Oskar Schmidt, Co-Autor der Studie. Nachholbedarf bestehe für die heimischen Industriebetriebe vor allem beim Thema Innovation.

Studie

Zu der Studie "Wertschöpfung 4.0 - Österreichs Industrie in der Zukunft" wurden im Herbst 100 heimische Industrieunternehmen befragt.

(APA/red.)

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