Volkswagen stellt Weichen für die Zukunft

Volkswagen logo is pictured at the newly opened Volkswagen factory in Wrzesnia
Volkswagen logo is pictured at the newly opened Volkswagen factory in Wrzesnia(c) REUTERS (Kacper Pempel)
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In den USA hängt der VW-Tochter Audi der Dieselskandal nach.

Wolfsburg/Wien. Entscheidungen wird es am heutigen Freitag zwar keine geben. Spannend könnte die Sitzung der Volkswagen-Kontrolleure aber allemal werden. Schließlich geht es um nichts weniger als die Zukunft des Unternehmens.

Am 18. November will der Aufsichtsrat von Europas größtem Autobauer nämlich einen neuen Fünfjahresplan mit den Budgets für alle Konzernmarken beschließen. Im Vorfeld sollen nun Informationen ausgetauscht werden. Die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Vorstand über die Neuausrichtung des Unternehmens laufen schließlich seit Monaten.

Während VW-Markenchef Herbert Diess zusätzliche Einsparungen von jährlich 3,7 Mrd. Euro bis 2021 bei der Kernmarke VW anstrebt, will sich Betriebsratschef Bernd Osterloh nur darauf einlassen, wenn er entsprechende Gegenleistungen sieht. Und diese lauten: Feste Zusagen für Produkte und Beschäftigungsgarantien für jeden Standort, schreibt das „Handelsblatt“. Nicht nur VW wird Federn lassen müssen. Konzernweit sollen die Ausgaben immerhin um rund acht Mrd. Euro gesenkt werden. Eine Zahl, die bereits seit Juni kursiert. Damals stellte das Unternehmen seine neue Strategie vor. Sie soll ein neues Kapitel einläuten – damit der Skandal um manipulierte Dieselfahrzeuge endlich in Vergessenheit geraten kann.

Absatz wird steigen

Doch so schnell abschütteln kann VW sein Diesel-Problem nicht. Erst am gestrigen Donnerstag mussten die Verantwortlichen der VW-Tochter Audi vor einem amerikanischen Gericht erscheinen. Die Justizbehörden wollen konkrete Vorschläge sehen, wie die in den Dieselfahrzeugen eingebaute Abgastechnik beseitigt werden kann. Er sei optimistisch, dass eine Einigung erzielt werde, sagte der zuständige Richter.

Die Dieselaffäre kam im September des Vorjahres in den USA ins Rollen. Betroffen waren da vor allem VW-Dieselautos mit kleineren Motoren. Um den Streit mit den Behörden beizulegen, einigte sich Volkswagen in den USA auf eine Vergleichszahlung von bis zu 14,7 Mrd. Dollar. Weitere 1,8 Mrd. Dollar flossen in die Entschädigung von Autohändlern und Bundesstaaten.

Ein Problem konnte bisher aber noch nicht behoben werden: Den Behörden zufolge sind auch rund 85.000 größere Dieselautos mit der verbotenen Abgastechnik ausgestattet. Die 3,0-Liter-Motoren stammen von der Konzerntochter Audi, verbaut wurden sie aber ebenso in den Autos von Volkswagen und Porsche. Am Ende wird es auch für die VW-Tochter auf einen Vergleich und wohl einen Rückkauf der Fahrzeuge hinauslaufen. „Man muss sich auf eine Größenordnung von zwei bis vier Milliarden Dollar einstellen“, schätzt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Global gesehen dürfte der Dieselskandal der Nachfrage nach Autos von VW keinen Abbruch getan haben. Heuer will der Konzern mehr als zehn Mio. Fahrzeuge absetzen. Das wäre mehr als im Skandaljahr 2015. Damals wurden „nur“ 9,931 Millionen Neuwagen an Kunden übergeben. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2016)

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