Austria Wien hat sich am Donnerstag in der Gruppe E der Fußball-Europa-League dem großen Favoriten AS Roma geschlagen geben müssen.
Die Erinnerungen waren noch frisch und schön, nicht nur für Austrias Sportdirektor Franz Wohlfahrt hatte das 3:3 (nach 1:3) beim AS Roma vor zwei Wochen geschichtsträchtigen Charakter. Die Dienstreise nach Italien war dem Selbstvertrauen der Violetten jedenfalls zuträglich, Thorsten Finks Mannschaft eilte zuletzt von Erfolg zu Erfolg. Am Wochenende wurde Bundesliga-Tabellenführer Sturm Graz mit 2:0 bezwungen, auch in der Meisterschaft hat man nun also Fahrt aufgenommen, Violett ist die Farbe der Stunde.
Der Höhenflug der Austria lockte Donnerstagabend trotz winterlicher Temperaturen 32.700 Zuschauer in das Happel-Stadion. Hätten die Gäste aus Rom Francesco Totti mit nach Österreich gebracht, es wären wohl noch einige mehr geworden. Der 40-Jährige, im Hinspiel mit zwei feinen Vorlagen eine der prägenden Figuren, fehlte diesmal verletzungsbedingt. Natürlich hatte der Zweitplatzierte der italienischen Serie A immer noch genügend Glanz und Glamour in seinen Reihen; auch Daniele De Rossi, Edin Dzeko oder Stephan El Shaarawy bürgen für Qualität.
Allerdings, das Spiel begann für die Roma mit einem Tiefschlag. Nach einem raschen Vorstoß über Venuto landete dessen perfekte Hereingabe vor Kayode, der nach nur 85 Sekunden mit etwas Ballglück zum 1:0 traf: Fassungslosigkeit bei Trainer Luciano Spalletti, dessen Gemütslage sich nur zweieinhalb Minuten später aber bessern sollte. Mit dem ersten Angriff kamen die Italiener zum Ausgleich, Dzeko vollstreckte, es war bereits das elfte Pflichtspieltor des Bosniers in der laufenden Saison.
Qualitätsunterschied
Dzekos Treffer brachte Ruhe ins Spiel der Roma, die Wiener Anfangseuphorie war schlagartig verpufft. Wer gegen Mannschaften, die wie Roma in Europa zur erweiterten Spitze zählen, bestehen will, der muss Fehler minimieren, die richtige Mischung aus Angriff und Verteidigung wählen. Der Austria misslang dieses Vorhaben, das 2:1 der Gäste durch De Rossi war ein gefühltes Eigentor, weil Torhüter Hadzikic und der oftmals überforderte Martschinko jegliche Abstimmung vermissen ließen (18.).
Nach der Pause blieb der Spielverlauf unverändert, ein Qualitätsunterschied war offensichtlich. Das dritte Tor der Roma kündigte sich an, Dzeko erzielte es (65.). Die Austria lag knapp 25 Minuten vor dem Schlusspfiff also 1:3 zurück, Erinnerungen an das Hinspiel wurden intensiviert, doch Wunder gibt es nicht alle Tage. De Rossi und Co. verzichteten auf Experimente und Nachlässigkeiten, das 4:1 durch Nainggolan in der 78. Minute machte jegliche Hoffnungen zunichte. Gründwalds Treffer war nur noch Ergebniskosmetik (89.).
Trotz der Niederlage hat die Austria immer noch gute Chancen auf ein Weiterkommen. Durch das 1:1 im Parallelspiel zwischen Giurgiu und Pilsen ist man Gruppenzweiter, in drei Wochen gastieren die Georgier in Wien.
("Die Presse", Printausgabe 4.11.2016)