IS-Anführer al-Baghdadi reklamiert den Anschlag in Diyarbakir für seine Terrormiliz. Die türkische Regierung macht die PKK dafür verantwortlich.
Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Anschlag mit neun Toten in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir vom Freitag für sich reklamiert. Dies habe die IS-nahe Nachrichtenagentur Amaq vermeldet, teilte das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE in der Nacht auf Samstag mit.
Ankara machte hingegen die verbotenen Untergrundorganisation Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für die Tat verantwortlich, bei der auch mehr als hundert Menschen verletzt wurden.
Aufruf zu Attacken auf Türkei
Erst am Donnerstag hatte IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi in einer Audiobotschaft zu Angriffen gegen die Türkei aufgerufen. Für das Vorgehen Ankaras gegen den IS in Syrien und im Irak müsse Rache geübt werden, forderte er. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim schrieb den jüngsten Anschlag hingegen der verbotenen PKK zu.
Das türkische Militär hat allerdings sein Vorgehen gegen den IS im Norden des Nachbarlands Syrien ausgeweitet. In den vergangenen 24 Stunden seien 71 IS-Ziele unter Beschuss genommen worden, teilte die Armee am Samstag mit. Bei den Angriffen auf IS-Stellungen seien fünf Islamisten, fünf von der Türkei unterstützte Rebellen sowie ein türkischer Soldat umgekommen, teilte das Militär weiter mit. Bei Luftangriffen der internationalen Koalition seien acht weitere IS-Kämpfer getötet worden.
Kämpfe im Südosten der Türkei
Der mehrheitlich kurdische Südosten der Türkei kommt seit dem Ende eines Waffenstillstands zwischen der PKK und der Armee im Juli 2015 nicht mehr zur Ruhe. Seither wurden mehr als 600 Mitglieder der Sicherheitskräfte und mehr als 7000 PKK-Kämpfer getötet. Anfang des Monats hatten die Behörden einem regierungsnahen Beamten die Leitung der Kurdenmetropole Diyarbakir übertragen, nachdem die beiden Bürgermeister wegen angeblicher "terroristischer" Aktivitäten festgenommen worden waren.
Der Anschlag auf das Polizeihauptquartier in Diyarbakir war am Freitagmorgen verübt worden, wenige Stunden nach der Festnahme der Chefs der prokurdischen Oppositionspartei HDP. Bei Anti-Terror-Razzien in der Nacht auf Freitag waren die beiden Ko-Parteivorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag, sowie mehrere HDP-Abgeordnete festgenommen worden. Die HDP ist mit 59 Sitzen die drittgrößte Partei im türkischen Parlament und die größte politische Vertretung der Kurden.
(APA/AFP)