Rapid: Die „Paketlösung“ hat ausgedient

Die magere Bilanz im eigenen Stadion wurde Mike Büskens zum Verhängnis.
Die magere Bilanz im eigenen Stadion wurde Mike Büskens zum Verhängnis.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Das deutsche Duo in Hütteldorf ist gescheitert: Rapid trennt sich nach nur fünf Monaten von Trainer Mike Büskens. Seine Verpflichtung kostet auch Sportdirektor Andreas Müller den Job.

Wien. Die fehlenden Automatismen wollte Mike Büskens seinem Team in der Länderspielpause einschleifen. Doch dazu kam er nicht mehr. Montagvormittag teilte ihm Rapid-Präsident Michael Krammer die Entscheidung mit: Büskens wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt, auch Sportdirektor Andreas Müller musste gehen. Ein kompletter Umbruch in der sportlichen Leitung beim Rekordmeister also.

Denn die Zahlen lügen nicht. 20 Punkte nach 14 Runden bedeuten Tabellenplatz fünf, fernab der Europacupränge und neun Punkte hinter Leader Sturm Graz. In den jüngsten zehn Partien gelangen nur zwei Siege, nach der 0:1-Heimpleite gegen den WAC zog Rapid die Reißleine. „In letzter Konsequenz zählen die Resultate“, erklärte Krammer. Und in der Liga („Unser tägliches Brot“) sei man von den Ansprüchen weit entfernt.

Die Ambitionen sind groß wie nie. Zu Saisonbeginn wurde einmal mehr die Mission 33, also der 33. Meistertitel, ausgerufen. Eine Kampfansage an Serienmeister Salzburg, auf die sich der neue Coach – Büskens wurde am 9. Juni präsentiert – auch einließ. Im Rücken hatte er ein neues Stadion und ein Rekordbudget (rund 30 Millionen Euro). Doch es folgte eine Achterbahnfahrt: Erst die Europa-League-Qualifikation und ein fulminanter Ligaauftakt, dann eine hartnäckige Auswärtsschwäche, zuletzt haperte es auch zu Hause. Die jüngsten vier Heimspiele wurden nicht gewonnen, darunter ein 0:2 gegen die Austria, die fünf Punkte vor Rapid liegt. Die Grün-Weißen sind nur noch die Nummer zwei in der Hauptstadt. Krammers Fazit des Büskens-Engagements: „Es ist keine Weiterentwicklung der Mannschaft zu erkennen.“

Büskens selbst hatte immer wieder mangelnde Effizienz als Grund für die Misere ausgemacht. „Schlussendlich sind wir an der fehlenden Effizienz gescheitert, nicht an der Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben“, wird der 48-jährige Deutsche in einer Aussendung zitiert. Tatsächlich brachte es Rapid gegen die Austria und den WAC auf 57 Torschüsse, ohne zu treffen. Krammers Kommentar: „Oft Glück ist Können, oft Pech ist das Gegenteil davon.“

Grün-weißer Kriterienkatalog

Die Personalie Büskens kostete auch Müller, 53, den Job. Seit Jänner 2014 agierte er als Sportdirektor, der Deutsche holte mit Büskens auch seinen ehemaligen Klubkollegen bei Schalke als Nachfolger von Zoran Barišić nach Wien. „Büskens und Müller waren eine Art Paketlösung, daher müssen jetzt auch beide gehen“, erklärte Krammer. Der Sportdirektor stand beim Anhang schon länger in der Kritik, immer wieder hallten die „Müller raus“-Sprechchöre des Westblocks durch Hütteldorf.

Während für einen neuen Sportdirektor keine Dringlichkeit besteht, soll ein neuer Trainer noch in der Länderspielpause präsentiert werden. Vorerst übernimmt Ko-Trainer Thomas Hickersberger, doch dem Sohn von Josef Hickersberger (Rapid-Coach 2002 bis 2005) fehlt Erfahrung mit einer Kampfmannschaft – einer von zwölf Punkten des Kriterienkatalogs für den Chefcoach. Die Wirkung auf die Rapid-Community ist ein weiterer Punkt, schnell kursierten deshalb die Namen Andreas Herzog und Dietmar Kühbauer.

Jedenfalls warten große Herausforderungen: Erst geht es am 20. November zum Meister nach Salzburg, vier Tage später in der Europa League nach Genk, dann gastiert Ligaspitzenreiter Sturm in Hütteldorf. Richtungsweisende Runden also, denn Krammer stellte klar: „Ich verabschiede mich erst von der Mission 33, wenn sie rechnerisch nicht mehr möglich ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2016)

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