Hasspostings - Umgang von Facebook in der Kritik

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In einer Podiumsdiskussion am Montagabend in Wien ging man unter anderem der Frage nach einem besseren Regelwerk nach.

Hasspostings auf Facebook und anderen Sozialen Netzwerken sorgen derzeit für reichlich Gesprächsstoff - so auch am Montagabend in Wien. In einer Podiumsdiskussion des Friedrich-Funder-Instituts ging es um die Frage, warum sich so viele Menschen im Internet bemüßigt fühlen, Worte zu wählen, die sie im persönlichen Gespräch niemals wählen würden und was man dagegen tun könne.

In der Kritik standen vor allem Facebook, Google und Co. Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek warf den großen amerikanischen Internetkonzernen vor, "nach Lust und Laune zu löschen und oft auch nicht". Es würden US-Maßstäbe angewendet, die für Europa nicht passen.

Uni-Professorin Jana Herwig hielt es für den falschen Zugang, das Problem durch "besseres Löschen" oder ein "europäisches Internet" zu lösen. Das sei gar nicht möglich.

Facebook: Medium oder Herausgeber?

Einig waren sich die Diskutanten, dass es schwer sei, gegen anonyme Hassposter auf Facebook vorzugehen und dass Facebook bei Beschwerden von Privatpersonen sehr nachlässig lösche. Warzilek sagte, er finde die Diskussion im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München gegen Facebook-Chef Mark Zuckerberg für sehr gut, weil es darum gehe, ob Facebook als Medium gilt und ob eine Art Herausgeberschaft stattfinde.

Der Social-Media-Berater Josef Barth meinte allerdings, deftige Diskussionen seien nichts Neues, sie fänden im Internet nur öffentlicher statt. Barth erklärte auch, dass sich Hass nicht nur auf das Internet beschränkt, in klassischen Medien gebe es ebenfalls Beispiele. Er nannte als Beispiel den steirischen "Krone"-Chefredakteur Christoph Biro, der wegen Verhetzung vor Gericht muss.

Konsequenzen nicht bewusst

kurier.at-Journalistin Yvonne Widler sagte, es gehe oft nicht nur um Meinungen, sondern um strafrechtliche Tatbestände wie die Leugnung des Holocausts. Da sei das Wort Hassposting eigentlich zu schwach.

"Vice"-Vizechefredakteurin Hanna Herbst glaubt, dass auch die fehlende direkte Reaktion Hasspostings befeuert, da man nicht wisse, wie das Geschriebene beim Gegenüber ankommt. Warzilek sagte, viele Menschen seien sich der möglichen Konsequenzen von Hasspostings nicht bewusst.

Wichtig sei eine Anleitung für jedermann, was man gegen Hass im Netz tun kann, fand Herbst. Darauf zu reagieren hält sie für hilfreich. Das schlimmste Hassposting, dass sie je erhalten habe, sei ein längeres, durchdachtes Schreiben gewesen, das frei von Rechtschreibfehlern war.

(APA)

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