"Börsenschreck" Trump versetzt Anleger weltweit in Panik

REUTERS (TORU HANAI)
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Der mögliche Sieg Donald Trumps sorgt an den Börsen in Asien für den größten Kurssturz seit dem Brexit-Referendum. An den Rohstoffmärkten gaben die Ölpreise um mehr als drei Prozent nach.

Die US-Präsidentenwahl wird für die Finanzmärkte zur Zitterpartie: An den Aktienbörsen und im Devisenhandel in Fernost herrschte am Mittwochmorgen massive Nervosität, weil sich im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hillary Clinton die Siegeschancen von Donald Trump verbesserten. In Tokio sank der Nikkei-Index 5,4 Prozent auf 16.251 Punkte. Auch in Shanghai gaben die Kurse nach. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans fiel um drei Prozent. Es ist diese der grösste Kurssturz seit dem Brexit-Referendum. Die Börsen in Hongkong, Shanghai und Seoul verloren bis zu 2,8 Prozent. 

"Die Märkte reagieren, als ob die vier Reiter der Apokalypse gerade aus dem Trump Tower geritten kommen", sagte Anlagestratege Sean Callow von der Westpac Bank. Nach Einschätzung von David Hall, Leiter Devisen und Edelmetalle beim Vermögensverwalter Indosuez, sind die aktuellen Turbulenzen nur der Anfang: "In Sachen Kursausschlägen wird es mindestens zehn Tage lang Brexit hoch fünf." Das überraschende Votum zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU löste Ende Juni ein Börsenbeben aus.

"Niemand hat sich abgesichert"

"Niemand hat sich gegen einen Sieg von Trump abgesichert, daher versuchen die Leute jetzt so schnell wie möglich auszusteigen", sagte Portfoliomanager Paul Nolte vom Vermögensverwalter Kingsview Asset Management. "Viele stützen sich auf Vermutungen, die derzeit noch auf ersten Ergebnissen beruhen. Meiner Einschätzung nach ist das verfrüht." Stratege Juan Carlos Alderete vom Wertpapierhändler Banorte-IXE sagte: "Es ist eine Menge Panik am Markt."

Viele Anleger hofften auf einen Sieg der Demokratin Clinton. Sie steht an den Märkten für Kontinuität, während ihr republikanischer Rivale Trump von den Republikanern als unberechenbar und Investorenschreck gilt. Ein Sieg Trumps könnte zu einer starken Verunsicherung der Investoren führen und letztlich dazu, dass die erwartete Zinsanhebung der US-Notenbank (Fed) noch in diesem Jahr doch nicht kommt, sagte Volkswirtin Michelle Girard von der Bank RBS.

Einer Umfrage des Vermögensverwalters NN Investment Partners zufolge erwarten 84 Prozent der befragen Profi-Anleger vom Wahlsieg Trumps einen negativen Effekt auf die weltgrößte Volkswirtschaft. 45 Prozent sagten sogar einen "ungeheuer negativen" Effekt voraus. Trump könnte zudem seinen Sieg als Mandat begreifen, einige der radikaleren Punkte seines Programms voranzubringen, warnte Nicolas Janvier, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle. Trump will unter anderem die Steuern senken, die staatliche Regulierung reduzieren und die Verbündeten an den Kosten für die Präsenz von US-Truppen zur Kasse bitten.

Vor diesem Hintergrund rücke die für Dezember erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank Fed in weite Ferne, sagte Analyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda. Dies schickte die US-Währung auf Talfahrt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, fiel um bis zu zwei Prozent. Er verlor zeitweise 3,7 Prozent auf 101,20 Yen und 2,3 Prozent auf 0,9951 Franken.

Antikrisen-Währung Gold verteuert sich

An den Rohstoffmärkten gaben die Ölpreise um mehr als drei Prozent nach, während sich die "Antikrisen-Währung" Gold um bis zu 4,9 Prozent auf 1337,40 Dollar je Feinunze verteuerte. Das wäre der größte Tagesgewinn seit acht Jahren. Auch die Kurse von US-Staatsanleihen zogen an.

Besonders hart traf es den mexikanischen Peso. Er reagiert besonders sensibel auf die Nachrichten rund um die Wahl im nördlichen Nachbarland USA, da Trump unter anderem Strafzölle auf mexikanische Waren plant und an der Grenze eine Mauer bauen will. Der Dollar stieg um bis zu 13,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 20,77 Peso und steuerte damit auf den größten Tagesgewinn seit 22 Jahren zu.

Kurzsturz in Europa erwartet

Aus Angst vor einem Wahlsieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl wird der Dax Börsianern zufolge am Mittwoch auf Talfahrt gehen. Beim Handelshaus Lang & Schwarz wurde der Leitindex rund vier Prozent schwächer erwartet. Am Dienstag hatten sich Investoren wegen der Abstimmung noch zurückgehalten. Der Dax hatte kaum verändert bei 10.482,32 Punkten geschlossen.

"In Sachen Kursausschlägen wird es mindestens zehn Tage lang Brexit hoch fünf", sagte David Hall, Leiter Devisen und Edelmetalle beim Vermögensverwalter Indosuez. Das überraschende Votum zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU hatte Ende Juni ein Börsenbeben ausgelöst.

(APA/Reuters/dpa)

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