"Kein Traum ist zu groß": Donald Trump wird der nächste US-Präsident

Donald Trump wird von seinen Anhängern in New York bejubelt.
Donald Trump wird von seinen Anhängern in New York bejubelt.(c) APA/AFP/MANDEL NGAN (MANDEL NGAN)
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Donald Trump sorgt für die größte Überraschung in der 240-jährigen Geschichte der USA und widerlegt alle Umfragen. Er hat Senat und Repräsentantenhaus hinter sich. Hillary Clinton hat eine Rede angekündigt.

Im Durchschnitt der Umfragen lag er fast durchwegs hinter Hillary Clinton. Die Datenanalytiker von "Five Thirty Eight", "New York Times", dem "Cook Political Report" und anderen Medien gaben ihm nur verschwindend kleine Siegeschancen. Doch Donald Trump, der New Yorker Bauunternehmer und Reality-TV-Star strafte sie alle Lügen und gewann in der Nacht auf Mittwoch die amerikanischen Präsidentenwahl gegen seine demokratische Herausforderin. Nach Auszählung von 91 Prozent der Stimmen kamen beide Mittwochmittag europäischer Zeit auf 47,6 Prozent der Stimmen, wie "CNN" berichtete. Doch bei den Wahlmännern herrschte längst Klarheit.
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Dem Team von Hillary Clinton blieb lediglich Sprachlosigkeit. Als schon Scharen ihrer Anhänger das Convention Center verlassen hatten, betrat Clintons Wahlkampfleiter John Podesta den Saal. Es sollte der einzige hochrangige Demokrat sein, der sich den Wählern an diesem Abend stellte. Clinton habe Unglaubliches geleistet, "und sie ist noch nicht fertig", fügte Podesta hinzu. "Versucht, etwas Schlaf zu bekommen", sagte Podesta. "Wir werden morgen mehr zu sagen haben." Kurz darauf, gegen 8.30 Uhr unserer Zeit, war es klar: Donald Trump überschritt die Hürde von 270 Wahlmännern. Hillary Clinton hat Mittwochfrüh Ortszeit eine Rede gehalten, in der sie erklärte, dass sie Trump bereits ihre Zusammenarbeit angeboten habe.

"Keine Herausforderung ist zu groß"

Und so war es an Trump, die Rede des Abends zu halten - in gewohnt flapsiger Manier mit versöhnlichem Grundton. Er wolle "Präsident aller Amerikaner" sein. "Es ist Zeit für uns, als geeintes Volks zusammenzukommen", sagte er Mittwochfrüh in New York. Er wolle denjenigen, die nicht für ihn gestimmt hätten, die Hand reichen und mit ihnen zusammenarbeiten. Es müsse nun die Arbeit beginnen, die USA und den "amerikanischen Traum zu erneuern". "Kein Traum ist zu groß, keine Herausforderung ist zu groß. Nichts, was wir für unsere Zukunft wollen, ist außer Reichweite. Amerika wird sich nicht mehr mit weniger als dem Besten zufrieden geben." Die Menge jubelte.

Trump war es gelungen, Clinton demokratische Hochburgen wie Wisconsin, Ohio und Pennsylvania zu entreißen. Er gewann knapp den wichtigen großen Schlüsselstaat Florida. Von da an sanken die Gewinnprognosen für Clinton minütlich, erst recht als auch North Carolina an Trump fiel. Und er hielt alle traditionell republikanischen Staaten. Erste Befragungen von Wählern zeigten, dass Clinton in zahlreichen Wahlbezirken verlor, die Präsident Barack Obama vor vier Jahren gewann, in denen es besonders viele weiße Arbeiter gibt. Ihre Niederlage allein mit dem Rassismus der Trump-Anhänger zu erklären, wie das manche demokratische Funktionäre und Meinungsmacher taten, greift also zu kurz.
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Absolute Macht

Für die Republikaner war dieser Wahltag nach dem Triumph bei den Zwischenwahlen zum Kongress vor zwei Jahren erneut höchst erfreulich. Sie verteidigten ihre Kontrolle über den Senat und, wie erwartet, jene über das Abgeordnetenhaus. Somit beherrschen sie beide Arme des amerikanischen Gesetzgebers. Trump startet also mit demselben parteipolitischen Rückenwind wie seine Vorgänger George W. Bush und Barack Obama. Während des Wahlkampfes hatten sich viele einflussreiche Republikaner von Trump distanziert. Die Gratulationen trafen aber zahlreich ein, auch von Paul Ryan dem mächtigen Sprecher des Repräsentantenhauses.

Auch Noch-Präsident Obama soll Trump bereits gratuliert haben, hieß es auf CNN. Die beiden werden sich am Donnerstag treffen. Mit Hillary Clinton habe er telefoniert, sagte Trump. Am 20. Jänner wird er den Eid vor dem Kapitol in Washington ablegen.

Merkel stellt Bedingungen

International gab es zahlreiche Reaktionen - in unterschiedlichem Tonfall. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk luden Trump zu einem baldigen EU-USA-Gipfel ein. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel macht die Achtung demokratischer Grundwerte zur Bedingung für die Zusammenarbeit mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump. "Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an", sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Und Parteien rechts der Mitte gratulierten reihenweise, von Orban (Ungarn) über LePen (Frankreich) bis Hofer (FPÖ, Österreich).

Versönlich gab sich auch Mexiko - nicht selbstverständlich, immerhin hatte Trump im Wahlkampf Mexikaner als Verbrecher bezeichnet und für den Fall eines Wahlsiegs den Bau einer Grenzmauer angekündigt. "Mexiko und die USA sind Freunde, Partner und Verbündete, die weiterhin zusammenarbeiten sollten für die Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklung von Nordamerika", schrieb Präsident Enrique Pena Nieto am Mittwoch auf Twitter. "Ich vertraue darauf, dass Mexiko und die USA ihre Beziehungen in Kooperation und gegenseitigem Respekt weiter ausbauen."

So verlief die Wahlnacht

00.00 Uhr: In Indiana und Kentucky schließen die ersten Wahllokale. Mehr als 41 Millionen Frühwähler hatten ihre Stimme schon vor dem 8. November abgegeben.

- 01.30 Uhr: In vielen weiteren Staaten ist die Wahl beendet, auch in den umkämpften Staaten Ohio, Florida und North Carolina. Der Zwischenstand ist wie erwartet: Trump führt mit 24:3 Wahlmännern.

- 01.38 Uhr: Im Schlüsselstaat Florida zeichnet sich ein enges Rennen ab. Trump hätte ohne die 29 Wahlleute kaum eine Chance auf den Sieg, Clinton hätte zur Not Alternativen.

- 02.31 Uhr: Erwartungsgemäß steht es 68:66 für Clinton, nachdem eine ganze Reihe von Staaten die Wahl beendet hat.

- 02.50 Uhr: Trump erkämpft sich einen Vorsprung in Florida. Er gewinnt bisher in acht Staaten, Clinton in sieben und dem Regierungsbezirk.

- 03.02 Uhr: Viele weitere Staaten schließen die Wahllokale. Trump holt einige kleinere - New York, Heimatstaat beider Kandidaten, geht aber erwartungsgemäß an Clinton. Sie führt damit 97:84.

- 03.13 Uhr: Trump holt das konservative Texas. Dazu gewinnt er Bill Clintons Heimat Arkansas und führt so mit 128:97. Nun im Fokus: Trumps (knappe) Führung bei den Auszählungen in den Swing States Ohio, Florida und North Carolina.

- 03.14 Uhr: "Egal was passiert, die Sonne wird morgen wieder aufgehen, und Amerika wird auch weiterhin das großartigste Land auf der Welt sein", lässt Barack Obama in einem Video verlauten.

- 03.35 Uhr: Die Stimmung im Trump-Lager steigt langsam angesichts der laufenden Auszählungen. "Der Sieg steht kurz bevor", zitiert CNN eine Sprecherin. Auch bei den Prognosen wendet sich das Blatt.

- 03.52 Uhr: Das Rennen wird immer enger. Die Live-Prognose der "New York Times" sieht Trump nun deutlich als den Gewinner. Das Politblog "Fivethirtyeight" spricht Clinton jedoch mit einem trägeren Modell weiter die höhere Siegchance zu.

- 04.07 Uhr: Clinton bedankt sich schon einmal bei ihrem Team: "Was auch immer heute Nacht passiert, ich danke Euch für alles."

- 04.21 Uhr: Überraschend groß ist Clintons Rückstand in Michigan, in Florida holt sie nicht stark genug auf. Sollte sie dazu North Carolina und Ohio verlieren, bräuchte sie einen Sieg in Arizona oder Georgia - wo Trump der Favorit ist.

- 04.26 Uhr: Trump gewinnt den Swing State Ohio. Neuer Stand: 167:122 für Trump. Mehrere Prognosen sehen ihn klar vorn.

- 05.00 Uhr: Trump holt das wichtige Florida. Clinton muss nun überraschende Siege einfahren, um zu gewinnen. Wie erwartet geht unter anderem Kalifornien (55 Wahlmänner) an sie.

- 05.06 Uhr: Mit North Carolina entscheidet Trump den nächsten Schlüsselstaat für sich. Clintons Chancen schwinden - in Wisconsin und Michigan liegt die Demokratin verblüffenderweise hinten.

- 05.30 Uhr: Mehr als 95 Prozent Siegchance für Trump: Das zeigt das Wahlbarometer der "New York Times". Auch "Fivethirtyeight" sieht ihn mit 77 Prozent vorne.

- 05.55 Uhr: Es geht Richtung Entscheidung. In Michigan, Wisconsin, New Hampshire, Utah, Iowa und Arizona liegt Clinton hinten. Sie führt in Nevada und Pennsylvania.

- 06.55 Uhr: Alles deutet auf einen Sieg Trumps. Er führt bei den Wahlleuten mit 244:215. Bei den insgesamt abgegebenen Stimmen liegt Trump bei 48,2 Prozent, Clinton bei 47,2 Prozent.

- 07.00: Die Abstimmung ist beendet. Die letzten Wahllokale in Alaska sind geschlossen.

- 07.55 Uhr: In Maine, Minnesota und New Hampshire führt Clinton laut CNN. Doch das allein wird nicht reichen. Im Clinton-Hauptquartier herrscht bedrückte Stimmung.

- 08.08 Uhr: Clinton will in der Nacht (Ortszeit) keine Rede mehr halten. Das Ergebnis sei noch zu knapp, sagt ihr Wahlkampfchef.

- 08.31 Uhr: Trump gewinnt völlig überraschend Wisconsin. Damit hat Clinton kaum noch eine Siegchance.

- 08.34 Uhr: Donald Trump ist zum 45. Präsidenten der USA gewählt worden, wie die Nachrichtenagentur AP meldet.

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