Strache gratuliert Trump, Kurz will "kühlen Kopf bewahren"

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GERMANY-POLITICS-CSU-PARTY-CONGRESSAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Außenminister Kurz sieht nach Trumps Wahlsieg eine "gewisse Phase der Verunsicherung" auf die Welt zukommen.

Österreichische Politiker haben auf den Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl teils fassungslos, teils abwartend, teils begeistert reagiert.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) gratulierte dem künftigen Staatsoberhaupt. "Wahlergebnisse lügen nicht", sagte er am Rande der Nationalratssitzung. Auch für kommende Wahlen in Europa werde man Lehren aus dem Ausgang der Präsidentschaftswahl ziehen müssen, so Kern. Er erwartet "heftige Auseinandersetzungen um die Mittelschicht." Viele Menschen hätten das politische System in den USA nachhaltig abgelehnt. In welche Richtung sich die dortige Politik entwickeln werde, müsse man nun abwarten. Der Kanzler zeigte sich auch zuversichtlich, dass viele Ansagen Trumps im Wahlkampf nicht in dieser Form umgesetzt würden. Die Beziehungen zu den USA bezeichnete Kern als gut und über die Jahre bewährt.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sagte gegenüber Ö1, das Ergebnis werde für Europa und die Welt defintiv vieles an Veränderung bedeuten. "Es besteht eine gewisse Phase der Verunsicherung, weil man nicht voraussehen kann was auf uns zukommt", so Kurz. Man wisse nicht, was von Trumps Wahlkampfankündigungen wie einem geringeren Engagement in der Nato oder der Aufkündigung des Iran-Deals bleiben werde. "Wir messen Politiker an ihren Taten, es heißt abzuwarten und kühlen Kopf zu bewahren", betonte Kurz. Ein US-Präsident sei außerdem kein Alleinherrscher, und die außenpolitische Linie der Republikaner im Kongress sei klar. Österreich werde jedenfalls seine Politik fortsetzten, nämlich für eine starke Außenpolitik der EU einzutreten. Man wolle weiter ein Brückenbauer sein und gute Kontakte zu Ost und West pflegen.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gratulierte Trump via Facebook. "Die politische Linke und das abgehobene sowie verfilzte Establishment" werde Zug um Zug vom Wähler abgestraft. "Diverse österreichische Mainstreammedien" seien vom Wähler blamiert worden.

Bildungsminister Sonja Hammerschmid (SPÖ) schrieb, ebenfalls auf Facebook: "Dass in einer rund 200 Jahre alten Demokratie ein Mann Präsident wird, dessen Wahlkampf auf Sexismus, Rassismus und Verachtung demokratischer Werte beruht, erschüttert mich zutiefst und macht mich sprachlos." Trumps Erfolg solle Österreich eine Warnung, aber vor allem ein Auftrag sein.

Für Aufsehen sorgte ein Tweet von ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka: "Make America great again. Mit dieser Ansage und dem Versprechen einer rigiden Zuwanderungspolitik gewinnt Trump battleground states!", kommentierte Lopatka das "insgesamt sensationelle" Abschneiden der konservativen Republikaner.

Weniger begeistert Neos-Chef Matthias Strolz: "What the Fuck!? kopftisch. die welt braucht das jetzt. und alles wird gut. ich weiß nur noch nicht wie."

Bei den Grünen herrschte Ernüchterung: "Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl ist für viele schockierend und verheißt nichts Gutes für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und respektvollen Umgang", erklärte Parteichefin Eva Glawischnig. Besonders bedauerlich sei, dass nun "statt der ersten Frau in diesem Amt, ein Mann Präsident wird, der im Wahlkampf durch seinen respektlosen Umgang mit Frauen und Minderheiten viele Menschen verletzt hat". Sorge bereitet den Grünen die künftige Klimaschutzpolitik der USA. "Ein Präsident, der den Klimawandel leugnet, ist bedrohlich", meinte Glawischnig.

Auch die beiden Bundespräsidentenkandidaten reagierten auf die US-Wahl. "Ich gratuliere dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu seinem Wahlsieg", erklärte der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer. Er hofft auf eine weiterhin gute Beziehung zwischen den beiden Ländern: "Ich bin überzeugt, dass wir die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren Ländern weiter gut ausbauen." Seinen eigenen Wahlkampf will Hofer nun aufgrund von Trumps Wahlsieg nicht ändern. Das Wahlergebnis habe ihn nicht überrascht, weil: "Mich überraschen Wahlergebnisse schon lange nicht mehr. Eine Konstante gibt es, nämlich dass sich die Experten irren", so Hofer.

Die US-Wahl sei ein Weckruf für die Präsidentschaftswahl in Österreich, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und für einen respektvollen Umgang miteinander, erklärte hingegen der Grüne Alexander Van der Bellen in einer Aussendung. Die Mehrheit der Amerikaner habe Trump zum US-Präsidenten gewählt und dieses Ergebnis sei "zu respektieren". Er wünschte dem neuen Präsidenten für die kommenden Herausforderungen aber "die nötige Kraft, Besonnenheit und Achtsamkeit". Es sei nun "völlig offen", in welche Richtung sich die USA innen- und außenpolitisch entwickeln, die schwierige weltpolitische Lage verlange aber eine Politik mit Augenmaß, gab Van der Bellen weiters zu bedenken.

(Red./APA)

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