"Viele der verrückten Pläne wird Trump nicht umsetzen können"
Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat eine Schockwelle die Börsen weltweit erfasst. Viele Ökonomen zeigen sich besorgt.
30.12.2016 um 14:05
Für den österreichischen EZB-Rat Ewald Nowotny ist der heutige Tag, an dem Donald Trump neuer US-Präsident wurde, "kein guter Tag für die Weltwirtschaft". An den Finanzmärkten habe es bereits eine Reihe negativer Reaktionen gegeben, etwa eine Flucht in "sichere Häfen" wie den Schweizer Franken, den Euro oder den Yen. Insgesamt bringe das "massive Unsicherheit", so der österreichische Notenbankchef.
REUTERS
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ist für Europa "eine Warnung und Chance zugleich". Das Ergebnis zeige, dass man Verteilungsprobleme in Folge der Globalisierung nicht auf Dauer verschleppen könne. Die Chance liege darin, dass "ein Ruck durch Europa gehen kann", den man zu Investitionen in Zukunftstechnologien nutzen könne, sagte Aiginger
APA/GEORG HOCHMUTH
Fuest erwartet vom Wahlsieg Trumps einen Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung. „Wenn Trump die Handelsschranken durchsetzen könnte, die er angekündigt hat, wäre der Schaden groß. In Deutschland hängen 1,5 Millionen Arbeitsplätze vom US-Geschäft ab, die USA sind der wichtigste Handelspartner Deutschlands.“, sagte er. Trump könne die Handelspolitik aber nicht alleine bestimmen. Er brauche den US-Kongress dazu. Trump werde bestehende Abkommen kaum kippen können, aber der Abschluss neuer Abkommen wie TTIP werde deutlich schwieriger.
imago/Müller-Stauffenberg
Natürlich werde es kurzfristig zu Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen. Das sehe man ja bereits jetzt, und das dürfte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Aber ähnlich wie nach dem Brexit-Votum der Briten werden sich die Wellen wieder glätten. Schnell werde man feststellen, dass sich eigentlich nicht so viel ändern wird. Viele seiner verrückten Pläne - etwa in der Steuer- und Handelspolitik - werde Trump nicht umsetzen können. Wir haben eine funktionierende Demokratie in den USA. Auch der mächtigste Mann der Welt kann nicht tun, was er will.
REUTERS
Die Schockwelle, die die asiatischen Börsen heute um etwa fünf Prozent ins Minus rutschen ließ, erklärt sich Bruckbauer mit dem Überraschungseffekt, weil niemand mit einem Sieg von Trump gerechnet habe. Dieser Überraschungseffekt dürfte das Bild wahrscheinlich vorerst auch überzeichnen. Wie beim Brexit könnten sich die Märkte aber wieder schnell wieder in die andere Richtung bewegen, so die Einschätzung des Bank Austria-Chefökonomen.
APA/ROBERT JAEGER
Er sehe nicht die Notwendigkeit, dass die europäischen Märkte unmittelbar reagieren müssen, sagte Scheiblecker, denn für die heimischen Aktienmärkte sei es nicht eins zu eins eine schlechte Nachricht, wenn sich die US-Konjunktur abschwäche. Nur bei einer Rezession in den USA wäre es so. Zumindest geht der Wifo-Experte davon aus, dass es ähnlich wie nach der Brexit-Entscheidung auf den Märkten zu einer Gegenreaktion kommen wird, weil die Finanzmärkte zu Übertreibungen neigten. "Ein Einbruch dürfte sehr bald wettgemacht werden", meint Scheiblecker.
APA/ROBERT JAEGER
Bleibt Trump bei seiner harten außenwirtschaftlichen Linie, verspreche dies nichts Gutes, sagte der Ökonom. Wahrscheinlich müsse sich Donald Trump aber den Fakten stellen und zurückrudern. Der Freihandel könne so einfach nicht auf den Kopf gestellt werden, ansonsten wäre die US-Wirtschaft selbst stark gefährdet. Kehre Trump von seiner extremen außenwirtschaftlichen Positionierung ab, blieben Steuersenkungen und eine deutliche Erhöhung der Staatsausgaben als Kernelemente seiner Wirtschaftspolitik. Dies wäre dann positiv für die US-Wirtschaft und somit auch für die Weltökonomie als ganzes.
REUTERS
Trump sei ein erklärter Gegner des Freihandels. Darunter werden nicht nur Mexiko, Kanada und China leiden. Vielmehr werde er der gesamten Welthandelsordnung schweren Schaden zuführen, sagte Kramer. Der Welthandel, der in preisbereinigter Rechnung bereits seit zwei Jahren stagniere, werde unter einem Präsidenten Trump sicher nicht zur alten Dynamik zurückfinden. Das werde die Exportnation Deutschland zu spüren bekommen, wenn der gegenwärtige konsumgetriebene Aufschwung in ein paar Jahren auslaufe.
REUTERS
Wichtig wäre vor allem, dass sich die USA wieder auf ihre Verantwortung besinnen, das Welthandelssystem konstruktiv weiterzuentwickeln, sagte Börner. Auf keinen Fall sollten sich die USA allein auf sich konzentrieren, denn sie haben die Möglichkeit, den Welthandel aus seiner Stagnation zu befreien. Er warnte vor einer Politik des Protektionismus. "Make America great again" heiße eben nicht Abschottung und neue Arbeitsplätze, sondern weniger für alle.
imago/Jürgen Heinrich
Keiner wisse derzeit, was in der kommenden Zeit davon tatsächlich umgesetzt werde. (...) Die Verunsicherung seit deshalb gerade auch bei den deutschen Unternehmen groß.
imago/Metodi Popow
"Viele der verrückten Pläne wird Trump nicht umsetzen können"
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.