Wann und wie explodierte die Insel Thera?

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Einer der zerstörerischsten Tsunamis ist rekonstruiert.

Irgendwann in der späten Bronzezeit explodierte die Vulkaninsel Thera – das heutige Santorin in der Ägäis –, es war eine der gewaltigsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Und das nicht nur für die Inselbewohner, minoische Kolonisten, sondern auch für das Stammland der Minoer, das 120 Kilometer entfernte Kreta. Auf dessen Nordküste prallte ein mindestens neun Meter hoher Tsunami, er trug zum Untergang dieser Hochkultur bei. Spuren des Tsunamis zeigten sich auch anderswo, an der Küste Israels etwa, und Spuren der Explosion zeigten sich bis nach Irland und Grönland: Durch die Wolke des Ausbruchs wurde es kälter, man kann es an Baumringen und Eisbohrkernen ablesen.

Aber wann war der Ausbruch, und wie kam der Tsunami? Ersteres ist hoch umstritten, es kann vor 3600 Jahren gewesen sein oder auch vor 3500, und an diesem für Laien marginalen Unterschied hängt viel: die Frühgeschichte Europas. Wer lebte und regierte damals im östlichen Mittelmeer, von Ägypten bis zur Levante, welche Kultur beeinflusste wie die anderen? Der Ausbruch von Thera ist ein zentrales Datum für alles.

Immerhin: Über das Geschehen war man sich bisher einig: Als der Vulkan explodierte, stürzte ein Großteil seiner Wände ins Meer, daher kam der Tsunami. Aber nun hat Paraskevi Nomikou, Geologe der Uni Athen, Sedimente analysiert, außerhalb des Kraters und die in ihm (Nature Communications 8. 11.). Die zeigen, dass die Wände erst lang nach dem Tsunami einstürzten. Ausgelöst hat ihn glühendes Gestein, das außen am Krater mit 700 Kilometer pro Stunde ins Meer raste, 60 Meter hohe Ablagerungen zeugen davon. Innen hingegen war der Krater trocken, bis eine erste Wand dem Druck des Meeres nachgab, dann rauschte das Wasser hinein, in einer 200 Meter hohen Welle. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2016)

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